Die Füssener Friedhöfe sollen attraktiver werden – unter anderem durch die Berücksichtigung weiterer Bestattungsformen, zum Beispiel Baumbestattungen. Auf jeden Fall wird er teurer: Der Stadtrat sprach sich nun für eine Erhöhung der Gebühren aus.

Die Kommunalpolitiker heben die Gebühren für die beiden städtischen Friedhöfe zum Teil massiv an, um das Defizit zu verringern. Zudem machen sie auch den Weg frei für neue Bestattungsformen.

Das Sterben in Füssen wird teurer: Das Kommunalparlament hat die Gebühren für die städtischen Friedhöfe in Füssen und Hopfen angehoben. Zum Teil sind die Erhöhungen massiv, vor allem bei den immer stärker nachgefragten Urnengräbern. Für einen Platz in einer der Urnenwände zahlte man bisher jährlich 44 Euro – künftig sind es 144 Euro, ein Plus von über 220 Prozent. Bei Grabstätten für Särge wird es dagegen unter Umständen sogar billiger: Für Doppelgräber betrug die jährliche Grabnutzungsgebühr bislang je nach Lage zwischen 133 und 234 Euro – in Zukunft gibt es eine Einheitsgebühr von 178 Euro. Beschlossen wurde zudem ein neues Regelwerk für die städtischen Friedhöfe: Künftig werden zum Beispiel Baum- und muslimische Grabstätten ermöglicht.

Überspitzt formuliert: Viele Friedhöfe liegen selbst im Sterben. Denn der Trend weg vom Sarg, hin zur Urne nimmt immer mehr zu. Dazu werden alternative Bestattungsangebote stärker nachgefragt, zum Beispiel in Bestattungswäldern oder auf hoher See. Diese Entwicklungen führen dazu, dass Friedhöfe ein immer höheres Defizit einfahren – für eine vor der Pleite stehende Stadt wie Füssen ist das nicht tragbar.

Bereits 2020 beschloss die Stadt deshalb, hier gegenzusteuern: Die Freiburger Firma Weiher wurde beauftragt, ein neues Konzept für die städtischen Friedhöfe zu entwickeln. Sie sollen attraktiver werden und auch auf neue Trends bei den Bestattungsformen eingehen. So werden künftig Baumbestattungen ermöglicht – hier gibt es laut Standesamt-Chef Andreas Rösel, der auch für die Friedhöfe zuständig ist, „einen riesigen Andrang“. Für Füssener muslimischen Glaubens soll noch in diesem Jahr die Möglichkeit geschaffen werden, auf dem Waldfriedhof beigesetzt zu werden. Zudem werde für die sogenannten Sternenkinder ein Platz auf dem Friedhof geschaffen, kündigte Rösel an. Auch wurden einige antiquierte Vorschriften (künftig darf man mit einem Hund – an der Leine – auf das Gelände) über Bord geworfen und die aktuelle Rechtsprechung berücksichtigt.

„Das heiße Eisen“ war aber die Kalkulation der Gebühren, die voraussichtlich ab 1. April gelten sollen. Zuletzt kostete der Friedhofsbetrieb der Stadt um die 460.000 Euro (Tendenz steigend), die Erlöse betrugen 310.00 Euro – in den Erlösen enthalten: Die Summe für den Grünanteil, den die Stadt auf eigene Kosten trägt und der auf 30 Prozent der Ausgaben taxiert ist. Der Deckungsgrad lag zuletzt bei 67 Prozent – weit entfernt davon, dass Friedhofsgebühren annähernd kostendeckend sein sollen, wie Stefan Lubowitzki, Geschäftsführer der Firma Weiher, ausführte. Ganz wichtig für ihn: Die Grabstätten sollen nicht allein nach der Größe berechnet werden, wie das bislang der Fall war. Denn somit waren die Urnen ausgesprochen günstig, ohne dass zum Beispiel der Bau von Urnenwänden, der Unterhalt und die Pflege der Anlagen berücksichtigt worden wäre. Dies wurde nun geändert.

„Kaufanreize schaffen“

Zwei Kalkulationen lagen den Kommunalpolitikern vor: die der Firma Weiher und die der Verwaltung. Bei dem Firmenmodell wäre die Gebührenerhöhung nicht so massiv ausgefallen. Er habe zum Beispiel die Sarggräber günstiger gemacht, sagte Lubowitzki: Denn er wolle „Kaufanreize schaffen“ für diese Bestattungsform. Und die Hinterbliebenen würden ja schließlich auch vier Quadratmeter der Friedhofsfläche pflegen. Es gebe inzwischen viel zu viele Freiflächen auf dem Friedhof, daher müsse man den Abwärtstrend bei den Särgen stoppen. Würde man auf das Modell der Firma zurückgreifen, müsste die Stadt nach neuesten Zahlen bei Gesamtkosten von 475.000 Euro nicht nur den Grünanteil (über 128.000 Euro) tragen, sondern auch noch eine Unterdeckung von 90.000 Euro finanzieren.

Bei der problematischen Haushaltslage in Füssen sollte man nicht weiter in die Unterdeckung gehen, als man mit dem Grünanteil ohnehin müsse, sagte dagegen Rösel für die Verwaltung. Deren Modell ging von höheren Einnahmen aus, die Kommune müsste dann „nur“ den Grünanteil von 128.000 Euro finanzieren – den Rest die Hinterbliebenen über die neuen Gebühren. Auch Kämmerer Thomas Klöpf verwies darauf, dass die Stadt mit dem Grünanteil bereits einen großen Brocken der Friedhof-Finanzierung schultere.

Der bei anderen Themen durchaus diskussionsfreudige Stadtrat hielt sich bei den Friedhofsgebühren mit Äußerungen zurück: Ohne Debatte befürworteten die Kommunalpolitiker die von der Verwaltung vorgeschlagenen Gebührensätze.

Bericht: Heinz Sturm, AZ Füssen
Foto: Helmut Kroiß

Wir danken der AZ Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.