Dieses Bild von 1920 widerspricht der Aussage von Stadtrat Magnus Peresson. Der Platz war bepflanzt und sogar umzäumt.
Stadträte mokieren sich über Zustand und Aussehen eines Eckplatzes mitten in der Fußgängerzone.
Die Umschreibungen waren nicht schön. Er sei für Füssen eine Schande, würde verheerend aussehen und beherberge obendrein Relikte aus längst vergangenen Zeiten – wie eine Telefonzelle und einen Briefkasten. Deshalb soll sich an der Brunnen- oder auch Ritterplatz genannten Stelle in der Füssener Fußgängerzone vieles verändern.
„Wir wollen, dass er komplett umstrukturiert wird und können dabei auf Städtebaufördermittel hoffen, mit denen das Projekt bis zu 80 Prozent gefördert wird“, sagte Bürgermeister Maximilian Eichstetter. Weg sollen in jedem Fall die Telefonzelle und die zum Teil verrosteten Bänke. Er schlug daher vor, Stadtplanerin Annegret Michler gleich mit der Ausarbeitung eines Entwurfs zu beauftragen. Doch das ging vielen Kommunalpolitikern zu schnell. So wollte etwa Martin Dopfer (Füssen-Land) wissen, wie viel denn ausgegeben werden müsse. „Gerade erst haben wir ein striktes Sparprogramm beschlossen, ich möchte nicht schon wieder im Nachhinein was stoppen, was wir uns nicht leisten können“, sagte er. Zu konkreten Kosten konnten Eichstetter und die Verwaltung noch keine Angaben machen – weder was die Planung noch was die Ausführung anging.
Magnus Peresson (UBL) wies daraufhin, dass er bereits für Klaus Keller, dessen Sportgeschäft an den Platz angrenzt, eine Skizze angefertigt habe. „Da gibt es also schon was“, sagte er. Vor Augen habe müsse man zudem, dass aus historischer Sicht an dieser Stelle im Stadtbild nie etwas Grünes gestanden habe. Er riet daher von einer zusätzlichen Bepflanzung ab, wollte das aber nicht als Absage an den Umweltgedanken verstanden wissen. Jürgen Doser (Freie Wähler) griff diese Wortmeldung auf und meinte: „Wenn es schon eine Skizze gibt, können wir doch eine Nullrunde machen.“ Er regte an Organisationen wie die Werbegemeinschaft oder den Bund der Selbstständigen um Unterstützung zu bitten. „Dann haben wir null Kosten.“ Eichstetter nahm diese Vorschläge auf und versprach mit konkreten Kostenschätzungen wiederzukommen. Dass man an der Stelle mit der Attraktivierung der Innenstadt beginnen wolle, sei ein Resultat der Bürgerbeteiligung gewesen. „Bei einem Workshop wurde immer wieder wieder diese Stelle angesprochen“, sagte Eichstetter. Doser meinte, das sei kein Wunder, der Platz sei für Füssen wirklich eine Schande.
Bericht: sib, AZ Füssen
Foto: Schradler
ich finde es erbärmlich, dass der Platz am Stadtbrunnen als „Schandfleck“ bezeichnet wird. Da haben wir ganz bestimmt andere Stellen in Füssen, die solch eine Bezeichnung verdienen.
Als Rechtfertigung werden dann „Relikte einer vergangenen Zeit“ (Telefon & Postkasten) bemüht. Unberücksichtigt bleibt dabei, dass die wenigen verbliebenen öffentlichen Telefone aufgrund gesetzlicher Vorgaben (Versorgungsauftrag) gar nicht entfernt werden dürfen.
Ich habe eher den Verdacht, dass die Aussicht auf 80% Fördermittel einen Pavlowschen Reflex bei unserem BGM ausgelöst haben.
Zurecht hat Stadtrat Martin Dopfer darauf hingewiesen, dass einen Tag zuvor das Wunschkonzert gewaltig eingekürzt worden ist und jetzt soll schon wieder viel Geld ausgegeben werden. Für eine Massnahme, die wirklich nicht dringend geboten ist.
Ein Nebenschauplatz der Peinlichkeit ist, dass das gesamte Gremium die haltlose Behauptung von Stadtrat Magnus Peresson bedenkenlos übernommen hat, als wäre seine Aussage sakrosant. Dabei liegt das oben gezeigte Foto vom Füssener Fotografen Schradler aus dem Jahr 1920 öffentlich in der Füssener Häuserchronik des Stadtarchives aus.