Tourismusfaktor: Die Kapellen, hier die „Harmonie“, locken mit ihren Konzerten Einheimische und Gäste an. Deswegen soll nun FTM bei der Finanzierung einspringen.

Kürzungen der freiwilligen Leistungen sind eine Voraussetzung für die Gewährung von Stabilisierungshilfen. Doch ausgerechnet damit tut sich der Stadtrat schwer.

Nächster Rückschlag für die Stadtverwaltung bei der Umsetzung des Haushaltskonsolidierungsprogramms (HKK): Anstatt wie beantragt die Zuschüsse für die drei Füssener Musikvereine weiter zu kürzen, soll nun zunächst das Gespräch mit den Vereinen sowie Füssen Tourismus und Marketing (FTM) gesucht werden.

Darauf hat sich der Haupt- und Finanzausschuss in der vergangenen Woche verständigt. „Wir müssen von den Vereinen wissen, wo für sie der break even point liegt, also wo es existenzgefährdend wird“, fasste Dr. Anni Derday von den Füssener Freien Wählern (FWF) die Bedenken der Räte zusammen.

Damit stellte sich der Ausschuss gegen die Verwaltung um Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) und Hauptamtsleiter Peter Hartl. Diese hatte beantragt, die seit 2000 ausgezahlten Zuschüsse für die Musikvereine „Harmonie“, „Burg Hopfen“ und Musikkapelle Weißensee heuer um zehn Prozent und im kommenden Jahr sogar um die Hälfte zu kürzen.

Für die „Harmonie“ verblieben damit künftig noch 4800 Euro statt der bis kürzlich ausgezahlten 9600 Euro und für die beiden anderen jeweils 1840 Euro statt 3680 Euro im Jahr. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Politik eine Kürzung um zehn Prozent beschlossen. Somit sind es derzeit noch insgesamt 15.264 Euro jährlich, mit denen die Stadt den Musikern unter die Arme greift. Mit dem Geld finanzieren die Kapellen ihre Dirigenten.

In ihrer Begründung verweist die Verwaltung vor allem auf das Haushaltskonsolidierungskonzept. Dieses sehe vor allem auch Kürzungen bei den sogenannten freiwilligen Leistungen – wie etwa Zuschüsse an die Vereine – vor (der Kreisbote berichtete mehrfach). Außerdem gebe die Stadt bereits viel Geld für die Musikförderung aus, etwa durch ihre Beteiligungen an den Musikschulen in Füssen und Pfronten sowie der Musikpflege am Festspielhaus.

Hauptamtsleiter Peter Hartl wies zudem darauf hin, dass die Zuschüsse für die Sportvereine bereits dem Rotstift zum Opfer gefallen seien. „Für alle anderen Vereine sind die Zuschüsse komplett gestrichen worden – das wissen Sie alle.“ Darüber hinaus beobachte auch die für die Stabilisierungshilfen zuständige Förderstelle im Finanzministerium ganz genau, welche Sparanstrengungen die Stadt unternimmt.

Fraktionsübergreifend beeindruckte das die Ausschussmitglieder jedoch nicht. Sie fürchteten um die Existenz der Vereine, sollten die Zuschüsse weiter gekürzt werden. „Wenn wir das so umsetzen, kriegen wir die Vereine endgültig in die Knie“, sagte beispielsweise Ilona Deckwerth (SPD). „Aber das rettet den Haushalt nicht.“

FWF-Fraktionsvorsitzende Christine Fröhlich schlug vor, dass die Vereine gemeinsam einen Vorschlag über die Höhe der Kürzungen unterbreiten sollten. „15.000 Euro sind Peanuts“, sagte sie.

Füssen-Land-Stadtrat Matthias Friedl wunderte sich indes, dass für Personal im Jugendhaus oder eine neue Museumsleiterin Geld da sei, nicht aber für die heimischen Vereine. „Das stößt mir ganz arg auf!“ Auf die Wichtigkeit der Kapellen für Kultur und Tourismus wies dagegen Dr. Anni Derday hin. „In eine Kulturstadt gehört eine Musikkapelle!“

Klare Vorgaben

Bürgermeister Eichstetter äußerte zwar durchaus Verständnis für die Bedenken der Stadträte. Auch ihm täten die Kürzungen bei den Vereinen weh. Gleichwohl gebe es keine Alternative, spielte er auf die knallharten Vorgaben aus Marktoberdorf, Augsburg und München an. „Freiwillige Leistungen sind per se einzustellen!“, betonte er. „Wir können und dürfen uns das nicht leisten.“

Hauptamtsleiter Peter Hartl erinnerte währenddessen an die voran gegangene Sitzung des Ausschusses, in der statt Einsparungen Mehrausgaben beschlossen wurden (der Kreisbote berichtete). „Sie sagen immer: Dann sparen wir woanders ein. Das machen wir aber nicht. Das ist keine Konsolidierung.“

Aber auch mit dem Vorschlag, erst 2025 die Zuschüsse um die Hälfte zu streichen, drangen Eichstetter und Hartl nicht durch. Die Mehrheit der Stadträte wollte zunächst von den drei Musikvereinen eine Stellungnahme dazu, welche Auswirkungen die Kürzungen haben werden. Deshalb soll sich die Verwaltung nun mit den Vereinen an einen Tisch setzen. Außerdem, so Eichstetter, soll das Gespräch mit FTM gesucht werden, ob die Zuschüsse an die Musikvereine nicht über die Kurbeiträge finanziert werden können.

Bericht: Matthias Matz, KB Füssen

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.