Löchrig wie ein Käse: Vor allem undichte Hallendächer sorgten in der jüngeren Vergangenheit für immense Reparaturkosten.

Angesichts steigender Energiepreise und hoher Sanierungskosten ist das Eisstadion in die Diskussion geraten. Im Interview äußert sich Bürgermeister Eichstetter dazu.

Das Eisstadion am Kobelhang gilt vielen in der Lechstadt als „heilige Kuh“. Doch im Zuge der Finanzkrise wird nun auch der Bundesstützpunkt diskutiert – vor allem von der SPD. Im Interview mit dem Kreisboten erklärt Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU), warum er die Kritik der Sozialdemokraten nicht nachvollziehen kann und er nicht garantieren kann, dass beide Eisflächen den ganzen Winter über betrieben werden können.

Kämmerer Thomas Klöpf hat das Eisstadion unlängst im Finanzausschuss als das „kostenintensivste Projekt“ der Stadt bezeichnet. Wie lange kann sich die Stadt die Einrichtung noch leisten?

Eichstetter: „Leisten konnte sich das die Stadt Füssen noch nie, auch nicht zur Zeit des Neubaus. Jedoch hat die Stadt Füssen mit ihrer nun 100-jährigen Geschichte ein Alleinstellungsmerkmal als Sport- und Eishockeystadt und diese Tradition ist, wie viele andere in Füssen auch, schützenswert. So wie Kultur für die Geschichte der Stadt wichtig ist, trägt das Eisstadion auch einen Teil der Geschichte der Stadt Füssen bei.”

In Mittenwald hat man das Eisstadion wegen der explodierenden Gas- und Strompreise erst neulich kurzerhand geschlossen. Ist das auch für die Füssener Eishallen eine Option, sollten die Preise für Energie weiter steigen?

Eichstetter: „Leider muss dieses Szenario mit den Verbänden besprochen werden. Jedoch sind wir mit DEB, DCV und EV an Verträge gebunden und können nicht einfach abschalten. Einsparmaßnahmen sind bereits intensiv am Laufen.”

Können Sie garantieren, dass beide Eisflächen im Winter durchgehend betrieben werden?

Eichstetter: „Nein, garantieren können wir das leider nicht, da wir von sehr vielen Faktoren abhängig sind. Wir werden aber nur im absoluten worst case abschalten, da hier viele, viele hundert internationale und nationale Spielerinnen und Spieler abhängig sind. Auch sind Flüge, Busse, Hotels usw. bereits über den kompletten Winter gebucht. Das hätte europaweite Folgen für den Jugend- und Frauen Eishockey- und Curling-Sport, wenn das Eisstadion zu wäre.”

Gibt es Ihrerseits Überlegungen, die Energiekosten des Eisstadions zu senken?

Eichstetter: „Ja, wir justieren täglich nach und messen die Erfolge täglich. So konnten wir den Energiebedarf um zirka 600 Mega Watt Stunden im Vergleich zu 2019 ohne Corona, und um 50 Prozent, also um ganze 725 Mega Watt Stunden, zu 2021 reduzieren. Dieser Erfolg ist alleine dem Team um und mit unserem Stadionleiter Björn Schultheiss zu verdanken, die sich hier sieben Tage die Woche um die Einsparungen und zugleich maximale Auslastung des BSP bemühen. Was diese Mitarbeiter in den letzten Jahren am BSP geleistet haben, ist in Dank nicht auszudrücken. Stichworte: Dachschäden, Wasserrohrbrüche auch nachts, Sanierungen, LED-Sanierung, Techniksanierungen, wieder Dachschäden, Starkregenereignisse und die Anpassungen der permanenten Corona-Bestimmungen.”

Sie haben jüngst im Haupt- und Finanzausschuss berichtet, dass der Betrieb des Eisstadions bzw. BSP jährlich ein Defizit verursache, das die Stadt ausgleichen muss. Wie hoch ist dieses Defizit?

Eichstetter: „Ein Mittelwert über die letzten zehn Jahre liegt bei zirka 900.000 Euro Defizit im Jahr.”

Woraus resultiert das Minus?

Eichstetter: „Unterhalt, Personal und Energiekosten. Leider wurden von 2014 bis 2019 nur 1,3 Millionen Euro in das Gebäude investiert, also rund 220.000 Euro pro Jahr für notwendigste Reparaturen. Sanierungen wie LED, Dach usw. haben wir 2020, 2021, 2022 mit knapp 3,3 Millionen Euro durchgeführt.”

Im Nachtragshaushalt für dieses Jahr hat die Stadt allein 750.000 Euro an Energiekosten für das Eisstadion eingeplant. Gleichzeitig werden vom Kindergarten, über die Bücherei bis zum Parken die Gebühren angehoben. Was sagen Sie denjenigen, die das nicht nachvollziehen können?

Eichstetter: „Gesamthaft betrachtet können wir diese horrenden Energiekosten alle nicht nachvollziehen. Das wir aber an Verträge gebunden sind und das Eisstadion nicht einfach abschalten können, ist allen bewusst.”

Die Hallen werden ja vor allem vom EV Füssen genutzt. Wie hoch ist dessen finanzieller Beitrag zum Betrieb des Stadions?

Eichstetter: „Der finanzielle Beitrag des EV Füssen wurde aufgrund der Haushaltskonsolidierung nochmal scharf nach oben justiert, was nun mehr als das Doppelte ausmacht. Gesamthaft betrachtet ist dies natürlich trotzdem nur ein Tropfen auf den heißen Stein, da allein das Defizit des BSP bei nahezu dem Jahresetat des EV Füssen liegt. Man muss aber auch wissen, dass der EV auch einen indirekten Bildungsauftrag für Kinder- und Jugendliche hat, bedeutet alle Kindermannschaften profitieren von moderaten Eispreisen, so dass hier viele Kinder Sport machen können. Bei der ersten Mannschaft jedoch werden auch hohe Eispreise verlangt. Das muss man auch differenzieren. ”

Neben den hohen laufenden Kosten muss die Stadt heuer über drei Millionen Euro in die Sanierung stecken. Wie ist es aus Ihrer Sicht zu diesem Sanierungsstau gekommen?

Eichstetter: „Es gab aus meiner Sicht in den letzten Jahrzehnten durch fehlende technische Mitarbeiterbetreuung diesen Missstand. Wenn kein Mitarbeiter für das Gebäudemanagement des BSP zuständig ist und Entscheidungen getroffen werden, sieht auch keiner den Bedarf. Die Bedarfe die seitens der Planer über Jahrzehnte gefordert wurden, hat man sich nicht geleistet oder leisten können.”

SPD-Stadträtin Ilona Deckwerth kritisierte zuletzt die zu niedrigen Zuschüsse durch die Verbände. Wie sehen Sie das?

Eichstetter: „Diese Aussage kann ich nicht nachvollziehen, denn wenn man Gelder beantragt, bekommt man diese auch. Es gab von 2014 bis 2021 5,473.360 Millionen Euro an Zuschüssen. Nur hat man diese überhaupt nicht für energetische Sanierungen genutzt, sondern nur, um ‚Brandbekämpfung‘ vorzunehmen. Wir haben für 2020 und 2021 höhere Förderungen beantragt und haben diese auch bekommen. Anstatt 300.000 bis 500.000 Euro haben wir 824.000 Euro und 1,615 Millionen Euro erhalten. Man muss – leicht zusammengefasst – nur machen und beantragen. Dieses ’nur‘ ist natürlich für die Kämmerei und unseren BSP-Leiter Höchstleistung und immer eine Suche nach neuen und passenden Förderungen. Die Ergebnisse der Förderungen zeigen: Richtig so und weiter so!”

Was passiert, wenn die Stadt die Sanierungen nicht ausführen lässt?

Eichstetter: „Mittelfristig könnten wir den Status BSP verlieren. Damit es aber nicht so weit kommt, müssen wir so zeitnah als möglich ein energetisches Konzept zur Reduzierung der Energiekosten umsetzen. Wir sind optimistisch, dass wir das BSP in den nächsten zehn Jahren auf aktuellsten Stand bekommen.”

Bericht: Matthias Matz, KB Füssen

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.