Diskutierten in den prachtvollen Räumen des ehemaligen Klosters St. Mang schon mal über die Visionen für den Füssener Tourismus der Zukunft: Stefan Fredlmeier (links), für fünf weitere Jahre Chef von Füssen Tourismus und Marketing (FTM), und Bürgermeister Maximilian Eichstetter.

Der aus Franken stammende Stefan Fredlmeier bleibt Chef von Füssen Tourismus und Marketing (FTM). Wie er die Stadt als Urlaubsdestination weiterentwickeln will und warum Corona für die Branche die größte Krise seit 1945 sei.

Der Posten des Füssener Tourismusdirektors galt lange als so etwas wie der größte Schleudersitz der Region. Kaum ein Jahr verging, ohne dass es einen Wechsel auf dieser Position gegeben hätte. Doch seit der aus Franken stammende Stefan Fredlmeier vor zwölf Jahren als Chef von Füssen Tourismus und Marketing (FTM) übernommen hat, ist er zu einer echten Konstante im Stadtgeschehen geworden. Und läuft alles nach Plan, wird das auch für mindestens fünf weitere Jahre so bleiben. Einstimmig gab der Füssener Stadtrat jetzt seine Zustimmung zur Vertragsverlängerung.

Ins ehemalige Kloster St. Mang hatte Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) zur Unterzeichnung des neuen Kontrakts geladen. Er freue sich, sagte Eichstetter, weiterhin einen dynamischen, selbstreflektierten und vor allem kompetenten Tourismusdirektor an seiner Seite zu haben. Fredlmeier selbst nannte vor allem zwei Gründe, weshalb er – anders als viele seiner Kollegen in Oberstdorf oder Oberstaufen – nun schon so lange amtiere: „Einerseits ist Füssen für mich zu einer echten Herzensheimat geworden und viel mehr als nur ein Job.“ Andererseits verspüre er tagtäglich auch sehr großes Vertrauen. Sei es von der Stadt oder den vielen Hoteliers oder Vermietern.

Angetreten war Fredlmeier vor zwölf Jahren mit dem Ziel, offen und transparent zu handeln, die zahlreichen Stärken der Stadt auszuspielen und den Tourismus als Gemeinschaftswerk von FTM, Vermietern und Gastronomen anzugehen. „Diese Aussage würde ich auch ohne Weiteres so wiederholen“, sagt der 56-Jährige heute. Nur hätten sich die Rahmenbedingungen seither völlig verändert. Besonders mit Beginn der Corona-Pandemie. „Das hat dem Tourismus ein völlig neues Koordinatensystem gegeben.“ Er spricht sogar von der größten Tourismus-Krise seit dem 2. Weltkrieg. „Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass die heile Welt des Tourismus Problemzonen hat“, sagt Fredlmeier.

Zwar hätten viele Füssener während der Lockdown-Phasen bemerkt, wie wichtig die Gäste für die Stadt seien. Doch als die plötzlich wieder voller und voller wurde, hätten sich manche Bürger wie „gegen die Wand gedrückt gefühlt“, sagte Fredlmeier. Sein Schluss daraus: die Verwirklichung des Urlaubstraums der Gäste dürfe nicht auf Kosten der Lebensbedingungen der Einheimischen gehen. „Vielmehr erwarten sich die Urlauber heute nicht nur einen störungsfreien Aufenthalt, sondern auch adäquate Antworten auf Fragen wie Klimawandel, Overtourism oder digitale Entfremdung.“ Fredlmeiers Credo lautet daher: FTM dürfe sich nicht mehr rein auf die Tourismus-Werbung beschränken, sondern müsse aktiv den Lebensraum in Füssen positiv entwickeln. „Alles, was hier nicht funktioniert, geht uns genauso an“, sagt der 56-Jährige. Und fügt an: „Glauben Sie’s mir, es ist mir eine Herzensangelegenheit und deshalb nehme ich auch alles persönlich.“

Vier große Themen will der Tourismusdirektor in den nächsten fünf Jahren angehen. Erstens die Qualität. Hier stelle besonders der Fachkräftemangel in der Branche ein großes Problem dar. „Die Gäste suchen hier aber nach dem persönlichen Erlebnis und nicht dem goldenen Wasserhahn.“

Zweitens gehe es um Nachhaltigkeit. Nur mit einer intakten Natur bleibe Füssen als Urlaubsdestination attraktiv. Drittens will Fredlmeier Füssen als Gesundheitsstandort weiterentwickeln. Und viertens auch die Digitalisierung voranbringen. „Es geht dabei darum den Gast mit Informationen dort abzuholen, wo er sie benötigt“, sagt Fredlmeier. Diese digitalen Hilfsmittel könnten bei FTM auch wieder Ressourcen frei machen für andere Projekte. Und davon gebe es mehr als genug: „Denn Füssen ist eine der spannendsten Städte, die man sich als Touristiker vorstellen kann.“

Bericht und Foto: Benedikt Siegert, AZ Füssen