Einfach nur in einem desolaten Zustand: Der Busbahnhof in Füssen ist alles andere als ein Schmuckstück – und das bereits seit Jahrzehnten. Jetzt will die Kommunalpolitik (wieder einmal) für Abhilfe sorgen. Umgesetzt werden soll eine funktionale Planung „ohne Schnickschnack“.

Für den Zentralen Omnibusbahnhof in Füssen soll jetzt ein einfacherer, funktionaler Entwurf umgesetzt werden. Vorgesehen sind sechs Bauabschnitte mit überschaubarem Budget: Jährlich werden 200.000 Euro veranschlagt.

Es handelt sich um eine riesige, hässliche Fläche. Sie ist uneben und im westlichen Bereich mit Schlaglöchern übersät, bei Regen verwandelt sie sich in eine Seenlandschaft: Das graue Elend am Bahnhof kennen Generationen von Füssenern gar nicht anders. Um das Areal aufzuwerten, wurde jahrelang an wirklich hochwertigen Plänen für einen modernen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) getüftelt. Doch als sie fertiggestellt waren, war die Stadt pleite. Die Umsetzung hätte mindestens 7,7 Millionen Euro gekostet – unbezahlbar für Füssen. Jetzt soll der ZOB deutlich günstiger realisiert werden. „Möglichst einfach, funktional muss es sein“, sagte Sebastian Klinger vom gleichnamigen Ingenieurbüro in Dietmannsried. Er stellte die Überlegungen „ohne Schnickschnack“ vor – nahezu einstimmig wurden sie vom Stadtrat befürwortet.

Die Verkehrsflächen am Busbahnhof in Füssen sind „zu großen Teilen in desolatem Zustand“, hieß es selbst in der Verwaltungsvorlage für die Stadtratssitzung am Dienstagabend. Das Büro von Sebastian Klinger war beauftragt worden, sich Ideen zu einer angemessenen, funktions- und nutzungsbasierten Gestaltung zu machen. Ein wichtiger Punkt: Das Projekt sollte nicht „tief in den Geldbeutel greifen“, verwies Klinger auf ein jährliches Budget von 200.000 Euro.

Er hatte das Vorhaben deshalb auf sechs Bauabschnitte aufgeteilt, die Jahr für Jahr umgesetzt werden sollen. Losgehen soll es 2023/24 im westlichen Teil: Die Zufahrt von der Von-Freyberg-Straße und die Buswendeplatte sollten endlich hergerichtet werden. Denn momentan ist hier eine Kiesfläche – wenn die Busse dort im Sommer wenden, staubt’s gewaltig, die „leidgeplagten Anwohner“ könnten das nur bestätigen, sagte Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU). Im weiteren Verlauf der Arbeiten könnte ein separater Geh- und Radweg entstehen, neue Abstellplätze für Fahrräder sind geplant, ein Parkplatz für 16 Fahrzeuge und eine teilweise Entsiegelung der grauen Asphaltfläche. Insgesamt könnten auf dem ZOB bis zu zwölf Busse untergebracht werden, sagte Klinger.

Im Großen und Ganzen kam dieser Entwurf gut an. Auch bei Ilona Deckwerth (SPD): „Die Planung ist gut, alles in Ordnung.“ Aber „vor unserem finanziellen Hintergrund“ wollte sie das Projekt vorerst nicht anpacken. Sie empfahl, es „ruhen zu lassen“, man könne es in zwei, drei Jahren angehen, wenn sich die desaströse Haushaltslage etwas gebessert habe. Mit dieser Ansicht stand Deckwerth aber auf verlorenem Posten im Stadtrat da.

Man müsse den Spagat schaffen zwischen dem Sparkurs und Investitionen, die sehr vielen Füssenern zugute kämen, sagte Jürgen Doser (Freie Wähler). Die Planung befand er für gut, doch bei dem Projekt gebe es einen „kleinen, bitteren Beigeschmack“: Die altgedienten Stadträte hätten in den zurückliegenden Jahren Wochen ihrer Lebenszeit „für hochtrabende Pläne“ beim ZOB geopfert. Und jetzt sei man wieder bei einer einfachen, aber durchdachten Lösung gelandet, die ein Kommunalpolitiker wie Michael Wollnitza bereits vor vielen Jahren vorgeschlagen habe.

Auch Dr. Martin Metzger (Bürger für Füssen) plädierte vehement dafür, den Ausbau des Bahnhofsvorplatzes endlich anzupacken: „Wie lange wollen wir denn noch warten, bis wir feststellen, dass der Platz vollkommen kaputt ist?“, frage er in Richtung Deckwerth. Dr. Christoph Böhm (CSU) war froh, dass die Finanznot eine schlanke Planung erzwungen habe. Er hoffe, dass auch die früher einmal vorgesehenen Eingriffe in den Freyberg-Garten jetzt nicht mehr aktuell wären. Da die Sorgenfalten des Kämmerers bei diesem Vorhaben „nicht allzu groß“ wären, konnte Zweiter Bürgermeister Christian Schneider auch die Zustimmung seiner Fraktion Füssen-Land verkünden.

Schließlich sprach sich der Stadtrat gegen die Stimme von Ilona Deckwerth dafür aus, dass die vorgestellte Planung weitergeführt und in sinnvollen Bauabschnitten ausgeführt werden soll. Sofern es dafür Zuschüsse gibt, sollen sie natürlich genutzt werden. Und solche wären angesichts der chronisch leeren Stadtkasse dringend erforderlich: Denn wie Christine Fröhlich (Freie Wähler) anmerkte, werden die für dieses Jahr bereitgestellten 200.000 Euro nicht komplett für den ersten Bauabschnitt ausreichen. Denn der kostet samt Planung um die 220.000 Euro. Man müsse immer schauen, wie weit man mit den jeweils 200.000 Euro pro Jahr kommen werde, sagte Bürgermeister Eichstetter. Eine Aussage, die vermuten lässt, dass sich die sechs Bauabschnitte in die Länge ziehen könnten.

Bericht & Foto: Heinz Sturm, AZ Füssen

Wir danken der AZ Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.