In Modulbauweise errichtet sind die Räume für die beiden Gruppen der Kita bei den Wertachtal Werkstätten in Füssen. Jetzt gab der Füssener Stadtrat grünes Licht für den Neubau einer Kita, die in der ab Herbst 2024 vier Gruppen Platz finden sollen.

Vor wenigen Wochen wollten Stadträte in Füssen das Projekt noch auf den Prüfstand stellen. Jetzt haben sie es einstimmig auf den Weg gebracht. Dafür muss noch ein Grundstück gekauft werden. Wann der Neubau stehen soll.

Vor wenigen Wochen noch wollte der Füssener Stadtrat das Millionenprojekt auf den Prüfstand stellen, jetzt brachte er es einstimmig auf den Weg: Die Kehrtwende betrifft die geplante Kindertagesstätte bei den Wertachtal-Werkstätten. Die Planungen für sie können nun vorangetrieben werden – und nicht nur für sie: Denn in dem Neubau werden auch Räumlichkeiten für ein Förderzentrum entstehen. „Wir waren sehr erleichtert über diesen einstimmigen Beschluss“, beschreibt Dagmar Rothemund, die Leiterin der Wertachtal Werkstätten, die Stimmung nach dem Votum: „Für uns hängt sehr viel davon ab, da das Gesamtprojekt jetzt gesichert ist.“ Von den Baukosten übernimmt die Stadt Füssen nur 80 Prozent der Summe, die für die Kita anfällt.

Wie berichtet, hatte im Dezember eine Entscheidung der Kommunalpolitiker für Irritationen gesorgt. Bei der verzweifelten Suche nach Einsparmöglichkeiten, um den Haushalt zu konsolidieren, beschlossen sie nahezu einstimmig für die Kita bei den Werkstätten: „Die Maßnahme ist auf den Prüfstand zu stellen.“ Irritierend war das nicht zuletzt für die Verantwortlichen der Lebenshilfe Ostallgäu, die den seit längerem geplanten Neubau bereits in vielen Vorgesprächen mit der Stadtspitze beraten hatten. Irritierend war die Entscheidung aber auch, weil mit Blick auf geplante Baugebiete hätte klar sein müssen, dass der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder in Füssen stetig wächst. Zwar kann man aktuell die Nachfrage noch gut abdecken. Doch in den nächsten Jahren werden nach Einschätzung der Verwaltung in Füssen bis zu 400 Wohnungen und rund 50 bis 70 Wohnhäuser neu entstehen. Da dabei vor allem der Bedarf von Familien gedeckt werden soll, wird die Nachfrage nach Kindertagesplätzen deutlich steigen. Dazu kommt: Die zwei Kita-Gruppen, die bisher bei den Wertachtal Werkstätten angeboten werden, sind seinerzeit als Provisorium in Modulbauweise entstanden – eine schnelle Lösung, als in Füssen Betreuungsplätze für Kinder fehlten. Aber keine Lösung auf Dauer: Für die Container wird jetzt schon eine Verlängerung der Baugenehmigung und der Betriebserlaubnis bis zur Fertigstellung der Kita nötig.

Von den im Dezember ausgelösten Irritationen war nun in der Ratssitzung nichts mehr spüren, als Architekt Stefan Lieb die Pläne vorstellte. Vielleicht auch deshalb, weil die Kosten in weiteren Gesprächen reduziert werden konnten. Geplant ist ein dreigeschossiger Neubau, der bis Herbst 2024 realisiert werden soll. Darin werden neben der Kita auch die Frühförderung der Lebenshilfe sowie Förderstätten für Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen und mit erworbenen Hirnschädigungen unterkommen. Nach den bisherigen Schätzungen liegen die Kosten insgesamt zwischen knapp über 8,75 und 10,3 Millionen Euro. An diesen Baukosten müsste sich die Stadt allerdings nur zu 80 Prozent an jenen beteiligen, die für die Kita mit vier Gruppen anfallen. Abzüglich der Fördermittel müsste die Kommune einen Betrag zwischen 2,5 und 3,2 Millionen Euro aufbringen, hieß es in der Sitzung.

Als ein Multifunktionsgebäude mit einem „supertollen Konzept“ lobte Niko Schulte (Füssen Land) in der Diskussion den Neubau. Der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder werde sicher da sein, sagte Erich Nieberle (SPD). Wichtig sei aber, dass durch dieses Projekt nicht der Neubau des Kindergartens St. Gabriel ausgebremst werde. „St. Gabriel steht natürlich nicht auf der Kippe“, versicherte Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU). Für einen Kostendeckel, den Nieberle anregte und der auch bei Simon Hartung (CSU) auf Zustimmung stieß, war es für den Rathaus-Chef zum jetzigen Zeitpunkt aber noch zu früh. Das könne man bei der Bau- und Betriebsvereinbarung regeln, sagte Eichstetter.

In finanzieller Hinsicht hakte Ratsmitglied Christine Fröhlich (Freie Wähler) dennoch nach: Werde das Landratsamt den Haushalt genehmigen, wenn Füssen wieder so ein Großprojekt anpacke? Die Hauptkosten würden wohl erst in den Jahren 2023/24 anfallen, sagte Eichstetter. Zudem sei er überzeugt, dass das Landratsamt bei Projekten, die zu den Pflichtaufgaben der Kommune zählen, kein Veto einlegen werde.

Durch den einstimmigen Beschluss des Stadtrates kann die Lebenshilfe Ostallgäu nun die weiteren Planungen für den Neubau vorantreiben. Auch die Stadt hat noch einiges zu tun. Vor allem beim Baugrundstück, das östlich der Wertachtal Werkstätten liegt. Hierfür ist nicht nur ein städtisches Grundstück erforderlich, sondern auch eine knapp 1000 Quadratmeter große Fläche, die die Kommune von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erwerben muss. Beide Grundstücke sollen dann über einen Erbbaurechtsvertrag für 50 Jahre an die Lebenshilfe Ostallgäu gehen.

Bericht: Heinz Sturm, AZ Füssen
Foto: Anke Sturm, AZ Füssen

Wir danken der AZ Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.