Als Maibaum-Diebe sind die Männer aus Hopfen am See berüchtigt.

Die Hopfener sorgten immer wieder durch kuriose Diebstähle für Aufsehen, sogar in die Kaserne brachen sie einst ein. Das Aufstellen ihres elften Maibaums feierten sie jetzt mit hunderten Zuschauern – nach zwei Jahren Pandemie.

Man müsse ihn ganz einfach 24 Stunden am Tag bewachen. „Was anderes hilft itt“, sagt Sepp Eggensberger. Der Vorsitzende des Trachtenvereins Burg Hopfen dürfte wissen, wovon er spricht. Denn auch heuer – zum elften Mal – blieb sein Maibaum verschont. Niemandem gelang der Diebstahl. Dabei wäre der Baum eine attraktive Beute. Gerade weil die Hopfener in der Vergangenheit besonders fleißig darin waren, anderen ihre Maibäume zu stehlen. Besonders spektakuläre Coups gelangen ihnen 1997, als sie den Füssener Maibaum aus der Allgäu Kaserne stahlen. Oder 20 Jahre später in Rieden, wo sie den Maibaum dreist vom Firmenhof des Unternehmens iwis klauten. „Frechheit siegt“, sagt Eggensberger und lacht. Der Trachtlerchef weiß: Einige sinnen auf Revanche. „Besonders die Hopferauer und Riedener.“

Aber denkste! Die Hopfener verteidigten ihren Baum auch heuer tapfer gegen alle Versuche. Am Sonntagvormittag scharten sich dann Trachtler, Feuerwehrler und weitere Helfer um die je sechs Holzstangen und hieven die 29 Meter lange Fichte langsam in die Höhe. Anfangs noch unterstützt von einem Traktor mit Frontlader. Dann war die reine Muskelkraft gefragt. „Auf den ersten Metern brauchst Du Hilfe, sonst hast Du keine Chance“, sagt Eggensberger. Der Baum müsse eine Neigung von 45 Grad aufweisen, ab dann gehe es von Hand.

Und er behält recht: Um kurz nach elf Uhr ertönt das erste kräftige „Hauuu-ruuuuck“. Der Maibaum bewegt sich einige Zentimeter nach oben. Dann wird er arretiert. Die Helfer müssen sich ausruhen.

Wer in die Gesichter derer schaut, die da mithelfen, kann ungefähr erahnen, wie anstrengend die Prozedur ist. Die Hopfener könnten es auch einfacher haben, sich eines Kran behelfen. Das würde Muskelkraft sparen und auch viel Zeit. „Aber bei uns wird das seit jeher von Hand gemacht“, erzählt Eggensberger. Die Tradition habe halt seit 1973 einen sehr hohen Stellenwert. So dauert an diesem Sonntagvormittag eben alles etwas länger.

Eine Seilwinde sichert alles ab

Routiniert und mit der gebotenen Ruhe balancieren die Männer das weiß-blaue Prachtexemplar in seine Verankerung am Ufer des Hopfensees. Abgesichert wird alles von einer Seilwinde. Sicherheit muss sein. Gegen 11.45 Uhr ist es schließlich geschafft. Der neue Maibaum steht. Die mehreren hundert Zuschauer spenden Applaus. Nach zwei Jahren Pandemie ist den Beteiligten, aber auch allen Passanten die Freude daran anzumerken, dass solche Brauchtumsveranstaltungen wieder stattfinden können.

Das hatte auch Pfarrer Alois Linder zuvor in seiner Messe am Hopfenseeufer betont. Augenzwinkernd meinte er: „Sogar der Himmel spielt mit und zeigt sich von seiner weiß-blauen Seite.“ Denn entgegen der Wetterprognose kam tatsächlich sogar die Sonne durch, als die Hopfener ihren Maibaum in die Höhe hievten.

Vier bis fünf Jahre soll der Hopfener Maibaum nun wieder stehen bleiben, bis ein neuer kommt. Bis dahin kann Trachtler-Chef Eggensberger aufatmen. Denn wo nichts aufgestellt wird, kann auch nichts gestohlen werden.

Legendäre Aktionen

Aber die umliegenden Dörfer sollten sich womöglich in Acht nehmen vor den raffinierten Hopfenern. „Unsere Aktionen waren schon immer legendär“, schmunzelt Eggensberger. 1997 nahmen sie sogar eine polizeiliche Anzeige in Kauf, um den Füssener Maibaum aus der dortigen Bundeswehrkaserne zu klauen. Zuvor hatten sich die Füssener in der Allgäuer Zeitung gebrüstet, ihr Versteck sei todsicher.

Ob die Hopfener so einen Coup wiederholen? Keinesfalls ausgeschlossen!

Bericht & Titelbild: Benedikt Siegert, AZ Füssen

Wir danken der AZ Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.

Ein paar Impressionen vom Fest