Der künftige Kämmerer der Stadt Füssen, Thomas Klöpf, liebt offensichtlich Herausforderungen. Auf was sich die Kommunalpolitiker einstellen sollten.

„Das können wir uns nicht leisten.“ Sätze wie diese hat Thomas Klöpf drauf, er hat sie bereits an seiner alten Wirkungsstätte in Weitnau in den zurückliegenden Jahren oft sagen müssen. In Füssen wird er solche Sätze wohl wie ein Mantra ständig vor sich hin sagen: Denn der 31-Jährige wird im Juli als neuer Kämmerer anfangen. Alles andere als ein leichter Job, die Stadt Füssen ist überschuldet, die Einnahmen sind unterdurchschnittlich, die Ausgaben für anstehende Projekte gigantisch. „Ich freue mich trotzdem“, sagt Klöpf, auch wenn er weiß: „Das wird eine riesige Herausforderung.“

Wer im Füssener Rathaus mit Mitarbeitern spricht, die den „Neuen“ bereits kennengelernt haben, hört nur Gutes: Klöpf gilt als wirklich kompetent und menschlich vollkommen in Ordnung. Seine Berufslaufbahn startete 2006 mit einer Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten in Weitnau. 2012 übernahm er die Stelle als stellvertretender Kämmerer, zwei Jahre später als Kämmerer. Berufsbegleitend absolvierte der 31-Jährige zudem Weiterbildungen zum Verwaltungsfachwirt und zum Verwaltungsbetriebswirt. „Ich hatte eine gute Zeit“, sagt er zu seiner Zeit in Weitnau.

Doch jetzt wurde ihm die Stelle in Füssen schmackhaft gemacht. Ausgerechnet Füssen! Die Stadt ist überschuldet – laut Haushaltsentwurf für 2021 sollten allein die Schulden für die Kommune fast 60 Millionen Euro zum Jahresende erreichen. Warum hat er sich nicht einen Job bei einer finanziell gut aufgestellten Kommune gesucht? „Wenn das Geld da ist und ich muss es nur noch verteilen, dann ist das keine Herausforderung“, sagt Klöpf. Eine echte Herausforderung scheint es für ihn dagegen zu sein, in Füssen die Finanzen zu verwalten. Oder wie es Klöpf ausdrückt: Man müsse alles tun, um „von der Mangelverwaltung in die Selbstverwaltung“ zu kommen. „Ohne harte Einschnitte wird das bei dieser Verschuldung aber nicht funktionieren“, sagt der 31-Jährige.

Dabei wird der Stadtrat mitspielen müssen. Das weiß auch Klöpf. Deshalb wolle er „offen und transparent die politischen Entscheider beraten“, den Kommunalpolitikern müssten stets fundierte Beschlussvorlagen präsentiert werden. Gleiches wünscht er sich aber auch von den Stadträten: Wollten sie zusätzliche Ausgaben genehmigen, müssten sie im gleichen Zug einen Deckungsvorschlag präsentieren und aufzeigen, durch welche konkreten Einsparungen an anderer Stelle oder Einnahmesteigerungen man die Ausgaben finanzieren könne. Nur in einem guten Miteinander könne man die Stadt aus ihrer angespannten finanziellen Lage herausbringen.

Und die ist äußerst angespannt. So drängt das Landratsamt mit aller Macht darauf, dass die Kommune endlich ihre Ausgaben verringert, die Einnahmen verbessert und die Defizite bei öffentlichen Einrichtungen reduziert. Zudem müsse man einen stetigen und konsequenten Schuldenabbau anstreben. Die Stadträte haben inzwischen ein längst von der Kreisbehörde angefordertes Haushaltskonsolidierungskonzept erarbeitet. Ob das ausreicht? Noch hat Klöpf keinen Termin beim Landratsamt Ostallgäu gehabt, auch hat er noch nicht alle Zahlen gesehen, er kann das nicht sagen.

Was er aber weiß: Die Stadt Füssen muss schleunigst einen Haushaltsplan für 2022 aufstellen. Denn das Landratsamt, das im Vorjahr den Etat nicht einmal mehr genehmigt hat, hat der Kommune klargemacht: Ohne genehmigten Haushalt darf Füssen in diesem Jahr keinen einzigen Cent für neue Projekte ausgeben, alles wird auf Eis gelegt.

Erst Sprint, dann Marathon

Tempo ist also angesagt. Unter finanzpolitischen Aspekten muss die Stadt Füssen aber nicht nur Sprinterqualitäten zeigen. Sondern auch langen Atem für einen Marathon haben: Denn selbst, wenn Stadtrat und Verwaltung sich gemeinsam zu harten Einschnitten durchringen, müssen sie für lange Zeit auf einem strikten Sparkurs bleiben, um von der Überschuldung in den Bereich einer Normalverschuldung zu kommen. Das sei nicht in wenigen Jahren erreichbar, sagt Klöpf.

Bericht: Heinz Sturm, AZ Füssen

Wir danken der AZ Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.