Welche Arbeiten sich die Stadt bei der Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes leisten kann, sollen jetzt Gespräche mit den Fördergeldgebern zeigen.

ZOB-Umbau ist zu teuer: Füssener Stadtrat zieht die Notbremse

Die Notbremse gezogen hat der Stadtrat jetzt bei den Planungen des ZOB. Weil sich die zu erwartenden Kosten verdreifacht haben, will die Stadt die Umbaupläne reduzieren.

Eigentlich wollte die Stadt den Bahnhofsvorplatz und den Freyberg-Park umfangreich umgestalten lassen. Doch da im Baugewerbe die Kosten regelrecht explodiert sind, möchte die Stadt nun erst mit den Förderstellen abklären, was sie sich überhaupt leisten kann. Grünes Licht dafür gab einstimmig der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung.

Um die „Visitenkarte“ der Stadt Füssen, das gesamte Umfeld des Bahnhofs, zu verschönern, veranstaltete die Lechstadt 2019 einen Realisierungs- und Ideenwettbewerb. Das sei Voraussetzung für eine Förderung durch die Regierung von Schwaben, hieß es seinerzeit.

Von den acht eingereichten Arbeiten machten im Sommer 2019 die Entwürfe der Büros „Lohrer Hochrein Landschaftsarchitekten und Stadtplaner“ aus München und „Löhle Neubauer Architekten“ aus Augsburg das Rennen. Zentraler Punkt ihrer Pläne: Bushaltestellendächer mit goldenen Aluschindeln, die der Silhouette der nahen Alpen nachempfunden sind (der Kreisbote berichtete). Daneben sollten die fünf Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut werden sowie Sitzbänke und Infostelen bekommen. Außerdem sind überdachte Fahrradstellplätze mit Boxen und Helmfächern, „Park- & Ridestellplätze“, ein Wartebereich für Busse und ein Wendekreisel geplant.

Wünschenswert aber nicht leistbar

„Das ist sehr schön und in der Theorie eine sehr wünschenswerte Planung, wenn man es sich leisten könnte“, kommentierte Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) die Entwürfe. Nur: Die Stadt Füssen kann es sich nicht leisten. Die anfangs veranschlagten Baukosten von 2,2 Millionen Euro haben sich mittlerweile mehr als verdreifacht. Aktuell gehen die Experten von über 7,7 Millionen Euro aus. Darin enthalten ist eine zu erwartende Baukostensteigerung von zehn Prozent – und das sei ein noch sehr positiver Ansatz, erklärten die Experten in der Sitzung. „Allein im letzten Jahr hatten wir eine Preissteigerung von 14 bis 18 Prozent“, informierte Architekt Rainer Löhle.

„Ich kann aus meiner Sicht nur empfehlen in der großen Variante die Notbremse zu ziehen“, sagte deshalb der Rathauschef. Vorerst gehe es nur darum, den Platz allgemein zu verschönern und den ZOB anschließend Zug um Zug umzugestalten. „Wir sollten uns Zeit nehmen und das kostengünstiger durchplanen“, empfahl Eichstetter. Dabei gelte es mit den Fördermittelstellen zu besprechen, was an Kosten letztendlich an der Stadt Füssen hängen bleibe.

Zeit ist der Baupreistreiber

Richtig sparen könnte die Stadt nur, wenn sie an der Qualität und an der Masse Abstriche mache, machte bereits der Experte von der EDR Gmbh, die das Projekt steuert, in der Sitzung klar. „Einsparungen von fünf bis zehn Prozent sind durchaus möglich. Größere erzielt man nur durchs Weglassen oder zeitlich Verschieben. Aber eine zeitliche Verschiebung ist immer ein Bumerang.“ Denn: „Sie bekommen jedes Jahr zehn Prozent drauf. Der Baupreistreiber ist aktuell die Zeit.“

Wir müssen massiv sparen.“

Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU)

Doch angesichts der großen und teuren Projekte (beispielsweise Sanierung der Grund- und Mittelschule und Sanierung der städtischen Liegenschaften), welche die Stadt derzeit plant, sah Eichstetter keine andere Möglichkeit. „Wir müssen massiv sparen“, betonte er. „Selbst einen Eigenanteil von einer Million Euro werden wir uns die nächsten Jahre nicht zu Gemüte führen können.“

Gleicher Meinung waren die Stadträte. Die Stadt sollte prüfen, was dringend saniert werden muss und den Rest lassen, meinte Andreas Eggensberger (CSU). Denn an sich sei der ZOB funktionsfähig. „Das Projekt ist schon sehr schön, aber wir haben viele andere Projekte, die wir zuerst machen müssen“, unterstrich Peter Hartung (CSU). „Im Moment, bei den Rahmenbedingungen, sehe ich keine Möglichkeit, das zu machen.“

Anschaulicher drückte es Dr. Christoph Böhm (CSU) aus: „Die Stadt Füssen ist nicht nur pleite, privat müsste sie Privatinsolvenz anmelden.“ Sie könne sich die Umgestaltung des ZOB schlicht nicht leisten, zumal es sich hier nur um eine kosmetische Korrektur handele und die Stadträte viel dringender den Luitpoldkreisverkehr umbauen möchten.

Wie weit wir eine reduzierte Maßnahme bauen können, werden die Gespräche mit den Fördergebern zeigen.“

Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU)

Etwas anders beurteilte Ilona Deckwerth (SPD) die Situation. „Verkehrssicherheit umfasst mehr. Barrierefreiheit ist wichtiger als der Luitpoldkreisel.“ Deshalb wollte sie von Eichstetter wissen, ob auch bei der abgespeckten Variante die geplanten „Kasseler Borde“ an den Bushaltestellen gebaut werden sollen.

„Das wird die nächste Planung zeigen. Jetzt wäre alles reine Spekulation. Wie weit wir eine reduzierte Maßnahme bauen können, werden die Gespräche mit den Fördergebern zeigen“, erwiderte Eichstetter.

Übrigens: Aus Kostengründen sind ebenfalls bereits die Pläne für die Umgestaltung des Von-Freyberg-Parks in der Schublade verschwunden. Diese sollen nicht mehr realisiert werden.

Bericht & Foto: Katharina Knoll, KB Füssen

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.