Auf dieser an das Hotel Sommer angrenzenden Fläche im Füssener Weidach könnten bald schon 55 Mehr- und Einfamilienhäuser entstehen. Mit der Planung für das fünf Hektar große Areal beschäftigt sich derzeit der Stadtrat.

Füssens Kommunalpolitiker nehmen sich viel Zeit, um auch Details der Planung zu besprechen. Bis zu 122 Wohneinheiten sind in dem Gebiet möglich. SPD-Idee für ein Blockheizkraftwerk zündet nicht.

Drei Stunden und 22 Minuten. So viel Zeit nahmen sich die Füssener Stadträte, um den Bebauungsplan Weidach Nordost II auf den Weg zu bringen. Dabei wurde mitunter um Details gerungen, doch am Ende standen einstimmige Beschlüsse. Auf der gut fünf Hektar großen Fläche zwischen dem Wohngebiet auf dem früheren Stadtgärtnerei-Areal und dem Hotel Sommer sollen bis zu 122 Wohnungen entstehen. Und die Nachfrage dafür ist groß: Allein für die Grundstücke der 15 Einfamilienhäuser, die die Stadt anbietet, gibt es aktuell 78 Anfragen, wie Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) im Kommunalparlament hinwies. Das seien alles Füssener Familien, ergänzte Jürgen Doser (FWF).

Bereits im November hatte der Stadtrat grundsätzlich die Planung für das Baugebiet befürwortet. Allerdings ohne ins Detail gehen zu können, da eine dicht gedrängte Tagesordnung damals abgearbeitet werden musste (wir berichteten) . Das wurde jetzt nachgeholt, als der Memminger Architekt Franz Arnold den Entwurf für den Bebauungsplan präsentierte, den er um einige Anregungen aus der Ratssitzung im November ergänzt hatte. Mehr oder minder unantastbar waren jedoch die zwölf Grundstück für Ein- und Zweifamilienhäuser, die sich die Eigentümer der benötigten Flächen gesichert haben – im Gegenzug kann die Stadt das Baugebiet erwerben. Das sei kein unüblicher Vorgang, sagte Hauptamtsleiter Peter Hartl. Man habe lange um Baufenster und dergleichen mehr bei diesen Grundstücken gerungen, bis man mit den Eigentümern entsprechende Lösungen fixieren konnte, sagte Bürgermeister Eichstetter. Diese Lösungen solle man nicht infrage stellen, sagte er: „Wenn wir da nicht mitgehen“, sei das Baugebiet gestorben.

Also ging es in der Debatte vorrangig um die anderen Ein- und Mehrfamilienhäuser, um die Doppel- und Kettenhäuser, um genaue Wandhöhen, Dachneigungen oder die Zulässigkeit von Dachgauben. Nur minimal justierten die Kommunalpolitiker manchmal den Planentwurf nach. Länger diskutiert wurde hingegen bei der Weidachstraße: Sie sollte in Höhe des neuen Wohngebiets verengt werden, von derzeit sechs Meter auf 5,50 beziehungsweise an einer Stelle auf 4,50 Meter. Mit Blick auf die Radfahrer auf der Fahrbahn, aber auch die Zufahrtsmöglichkeit der anderen Weidach-Bewohner plädierten Jürgen Doser, Thomas Meiler (CSU) und Niko Schulte (Füssen Land) für die Beibehaltung der Breite von sechs Metern. Ilona Deckwerth (SPD) plädierte zwar für in sich stimmige Verkehrsberuhigung zu Beginn des Wohnbereichs im Weidach, doch in zwei Abstimmungen wurden die Verengungen auf 4,50 und 5,50 Meter abgelehnt.

Umweltbeirat erarbeit Konzept

Eine Abfuhr erlitt die SPD auch mit ihrem Antrag, den Bau eines Blockheizkraftwerkes zur Nahwärmeversorgung zu prüfen. Denn das „Prüfungsergebnis“ kam postwendend von Jürgen Doser: Ein solches Kraftwerk sei in diesem Gebiet weder ökologisch noch wirtschaftlich sinnvoll. Zumal kein großer Abnehmer – etwa das Hotel Sommer – mit eingebunden sei. Auch die Eigentümer der Flächen wollten ihre zwölf Grundstücke nicht an eine gemeinsame Energieversorgung anbinden, sagte Bürgermeister Eichstetter. Architekt Arnold schlug im Gegenzug Grundwasserwärmepumpen vor. Andreas Eggensberger (CSU) verwies darauf, dass der Umweltbeirat sich des Themas annehmen und bis zur nächsten Beratung ein Energiekonzept für das Quartier erarbeiten wolle. Dem stimmte der Stadtrat zu. So habe seine Fraktion mit ihrem Antrag „zumindest was angestoßen“, freute sich Erich Nieberle (SPD).

Kein großes Thema war die Lage der geplanten Häuser in einem Überschwemmungsgebiet. Wie in anderen Baugebieten, die in diesem Teil des Weidachs ausgewiesen sind, muss der Fußboden des Erdgeschosses bei einer Höhe von 784 Meter über Normalnull liegen. Damit sei man einen Meter über dem Hochwasser von 1999, sagte Arnold. Zudem wird beispielsweise empfohlen, die Gebäude mit wasserdichten Wannen auszustatten.

Bericht: Heinz Sturm, AZ Füssen
Titelbild: Architekt Franz Arnold