Urlaub mit dem eigenen Wohnmobil wird zunehmend beliebter und auch in Füssen sind immer mehr der Fahrzeuge zu sehen. Dennoch hat sich der Bauausschuss jetzt gegen den Bau eines Wohnmobilparks in der Hiebelerstraße ausgesprochen.

Füssener Bauausschuss lehnt Wohnmobilstellplatz in Hiebelerstraße ab

Einstimmig abgelehnt hat der Bauausschuss jetzt eine formlose Anfrage für einen Wohnmobilstellplatz in der Hiebelerstraße. 

Denn die Stadträte hielten den Platz im Gewerbepark Allgäuer Land für ungeeignet. Schließlich wurde das Gewerbegebiet seinerzeit ausgewiesen, um neue Arbeitsplätze durch produzierendes Gewerbe nach Füssen zu holen.

In Füssen gibt es bereits zwei Reisemobilstellplätze, wobei der kleinere an der Abt-Hafner-Straße mit über 3400 Quadratmeter deutlich größer ist als die Fläche in der Hieblerstraße, wo neben der Firma Würth und gegenüber den Stadtwerken, der Wohnmobilstellplatz hinkommen soll. Das Grundstück ist nur rund 1840 Quadratmeter groß. Zieht man Fläche ab, die die Stadt für die Erschließung des westlich dahinter liegenden Geländes braucht, bleiben noch rund 1200 bis 1400 Quadratmeter übrig.

Deshalb bleibt für die Wohnmobilstellplätze nur sehr wenig Platz. Um den Gästen eine gewisse Qualität bereitstellen zu können, braucht er außerdem eine entsprechende Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur, merkte die Füssener Stadtverwaltung an.

Sie holte zu diesem Projekt auch die Meinung von Füssen Tourismus und Marketing (FTM) ein. Dessen Fazit fällt allerdings gemischt aus. „Es gibt sowohl Aspekte, die dafür, als auch Aspekte, die dagegen, sprechen“, informierte Bauamtsleiter Armin Angeringer.

So liegen Reisen mit dem Wohnmobil im Trend. Sie haben sich laut FTM deutlich aus dem Billigschiene herausentwickelt. Deshalb sollte dieses Klientel von der Kaufkraft her nicht unterschätzt werden, raten die Touristiker. Außerdem könnte durch einen neuen Wohnmobilstellplatz die Region entlastet werden. Schließlich stellten viele Camper gerade in den Corona-Sommern ihre Fahrzeuge wild in der Landschaft, in Wohngebieten oder entlang der Bundesstraßen ab (der Kreisbote berichtete mehrfach).

Mehr Verkehr

Auf der anderen Seite gibt FTM zu bedenken, dass diese Tourismusbranche nicht den besten Ruf habe. Durch den Wohnmobilstellplatz würden mehr solcher Gäste angelockt werden und auch der Verkehr in der Lechstadt würde zunehmen. Daneben steht das Segment nicht für nachhaltigen Tourismus.

Gemischt fällt das Fazit zum Standort in der Hiebelerstraße aus. Dieser sei zwar von der Autobahn schnell erreichbar, aber die ÖPNV-Anbindung sei schlecht und die Aufenthaltsqualität indiskutabel – was allerdings für Wohnmobilstellplätze nicht ungewöhnlich sei. Auch die Innenstadt sei nur mit großem Aufwand erreichbar.

Falsche Entwicklung

Daneben sei das Projekt – wie so viele davor – nicht das, was sich die Lechstadt vorgestellt hatte, als sie damals das Gewerbegebiet auswies, wandte Jürgen Doser (FWF) ein. „Es entstehen immer Betriebe mit sehr wenig Arbeitsplätzen da draußen, die aber viel Fläche brauchen.“ Mit Blick auf das damalige Ziel sei nicht richtig, was dort entstanden ist. Auf der anderen Seite sei zu hören, dass Gewerbebetriebe bei der Stadt Füssen Schlange stehen und die Lechstadt keine Flächen für sie hat. „Das ist verwirrend.“ Daraus schloss der FWF-Stadtrat: „Die können erst in den letzten drei Jahren gekommen sein.“

„Das hat alles eine Historie“, meinte Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU). Damals sei man bei der Stadt nervös geworden und wollte die Flächen los werden. Heute liegen der Verwaltung 30 Anfragen von Gewerbebetrieben vor, für welche die Stadt dringend 2000 bis 3000 Quadratmeter Grund bräuchte. Auf das Grundstück, auf dem der Wohnmobilstellplatz entstehen soll, habe die Stadt aber keinen Zugriff. Es wurde privat verkauft. „Wir könnten uns da auch was anderes vorstellen“, so der Rathauschef.

„Das ist genau richtig ausgedrückt“, meinte Ilona Deckwerth (SPD) an Doser gewandt. „Wir haben eine begrenzte Menge an Grund. Wir müssen den Grund viel sorgfältiger für unsere eigentlichen Ziele verwenden“, forderte die SPD-Stadträtin. Deshalb könne sie bei dieser Anfrage nicht mitgehen.

Auch Dr. Martin Metzger (BfF) kündigte an, dagegen zu stimmen. „Ich bin der Meinung, dass wir in Füssen genügend Wohnmobilstellplätze haben. Das ist nicht die Zielgruppe, die die Stadt dringend braucht.“ Außerdem hielt er den Platz für ungeeignet.

Bericht: Katharina Knoll, Kreisbote Füssen
Foto: Matthias Matz, KB Füssen

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.