Vor allem die Reparatur des Hallendachs kostet die Stadt viel Geld.

Das Füssener Eisstadion gilt vielen als „heilige Kuh“. Doch im Zuge der Finanzkrise wird nun auch der Bundesstützpunkt hinterfragt.

Die Punkband „Die Toten Hosen” gaben hier im Oktober 1996 ein umjubeltes Konzert und der EV Füssen erlebte unter der futuristischen Kuppel einst seine besten sportlichen Zeiten, womit er der Stadt zu bundesweiter Bekanntheit verhalf. Die Rede ist vom Eisstadion am Kobelhang, einstmals Bundesleistungszentrum, seit 2013 Bundesstützpunkt (BSP) für Eishockey und Curling.

Doch mittlerweile ist aus dem einstigen Aushängeschild der Stadt so etwas wie das Symbol ihres Niedergangs geworden, das die Kommune viel Geld kostet. Während der Beratungen des Nachtragshaushalts führte das am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss zu lebhaften Diskussionen.

Den Stein ins Rollen brachte Ilona Deckwerth von der SPD, die dem Entwurf des Nachtragshaushalts ihre Zustimmung als einzige im Gremium verweigerte. Vor allem kritisierte sie, dass im Investitionsprogramm insgesamt 5,4 Millionen Euro für die Sanierung der Hallen vorgesehen sind. Davon wird die Stadt voraussichtlich 3,2 Millionen Euro aus eigener Tasche stemmen müssen.

Für die kommenden Jahren geht die Verwaltung sogar von einem Gesamt-Investitionsbedarf von rund neun Millionen Euro für die Einrichtung aus. Hinzu kommen stetig steigende Energiekosten. Geld, das die hochverschuldete Kommune aber eigentlich nicht hat. „Das ist unkalkulierbar”, so die Sozialdemokratin.

Sie stelle das BSP zwar nicht grundsätzlich infrage, fuhr sie fort. Aber der Stadtrat müsse einmal diskutieren, wie er künftig mit dem Eisstadion verfahren werden soll. Dafür brauche das Stadtparlament konkrete Zahlen, etwa zu den Betriebskosten und dem daraus resultierenden Defizit. Dieses liegt laut Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) jährlich bei etwa einer halben bis einer Million Euro.

Auch Schulte will Zahlen sehen

Aber nicht nur Deckwerth forderte, die Zahlen zum BSP auf den Tisch zu legen. Auch Niko Schulte (Füssen-Land) bat um diese, um einmal „mit Fakten unterfüttert zu diskutieren”.

Deckwerth schlug vor, Nachverhandlungen mit dem Bund und den Sportverbänden zu führen, um eine höhere Förderung zu erreichen. „Man kann die kleinen Kommunen nicht mit Bundesaufgaben erdrücken”, kritisierte sie, dass Bund und Verbände sich immer weiter aus der Finanzierung zurück ziehen. „Die Zuwendungen überfordern uns maßlos mit zu geringen Höhen.” Ähnlich wie Deckwerth bewertete Dritter Bürgermeister Wolfgang Bader (Grüne) die Situation. „Wir müssen immer mehr Geld investieren”, stellte er fest.

Zuschüsse nicht genutzt?

Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) sagte mit Blick auf die Zuschüsse, dass solche in der Vergangenheit durchaus geflossen seien. Allerdings seien diese bis 2019 kaum genutzt geworden, was zum hinlänglich bekannten Sanierungsstau geführt habe. Außerdem habe die Stadt die ungenutzten Fördermittel wieder zurück zahlen müssen. „Erst 2019 hat man das erste Mal etwas investiert”, erklärte er. Allein im vergangenen Jahr habe die Stadt Zuschüsse in Höhe von 1,6 Millionen Euro für das BSP bekommen. Davon seien bisher 1,2 Millionen in die Gebäude gesteckt worden.

Christine Fröhlich von den Füssener Freien Wählern beklagte indes, dass die Stadt in Sachen BSP eigentlich überhaupt keine wirkliche Planungssicherheit habe. Der Deutsche Eishockeybund (DEB) könne den Stützpunkt schließlich innerhalb von drei Jahren auflösen, erläuterte sie. „Es ist krass, so viel Geld zu investieren mit einem worst case von drei Jahren.”

Doch offenbar wird umgekehrt ein Schuh draus, wie Eichstetter erklärte. Demnach sei Voraussetzung für ein Festhalten der Verbände am BSP, dass die Stadt die Hallen saniere und in Schuss halte. „Die haben gesagt: Wir wollen am Stützpunkt festhalten, wenn renoviert wird.” Der Stützpunkt sei für die Eishockey-Frauen- und Jugendnationalmannschaften „elementar wichtig”.

Dass das BSP in der Vergangenheit vernachlässigt worden sei, kritisierte auch CSU-Stadtrat Simon Hartung. „Wir müssen erstmal wieder Vertrauen aufbauen”, betonte er. Die Verbände seien verschnupft, weil sich in der Vergangenheit nicht wirklich um das BSP gekümmert worden sei. „Wir haben in den letzten Jahren viel verbrannte Erde hinterlassen.” Mittlerweile sei die Einrichtung in Sachen Eisauslastung aber wieder auf einem guten Weg. Unter anderem sei im vergangenen Jahr mit dem „Sommereis” ein Plus gemacht worden.

Das sei eine Milchmädchenrechnung, erwiderte darauf hin Ilona Deckwerth. „Die Kosten zur Entstehung des Sommereises sind deutlich höher als die Einnahmen”, sagte sie. Hinzu komme, dass die Stadt der größte Finanzier der Eishockey-Nachwuchsarbeit sei, von den später erzielten Ablösegeldern nichts abbekomme.. „Wir finanzieren hier die Basisarbeit und später wird mit Spielerwechseln viel Geld verdient.”

Bericht: Matthias Matz, KB Füssen

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.