Auf der grünen Wiese: Zwischen Wohngebiet und Hotel „Sommer“ will die Stadt ein neues Wohngebiet entwickeln.

Das Neubaugebiet „Weidach Nord-Ost 2“ nimmt – zumindest auf dem Papier – Gestalt an: Einstimmig billigte der Stadtrat unlängst den Entwurf des Bebauungsplans „O-75“.

Einige Ratsmitglieder stellten sich aber die Frage, ob die vorhandenen Kapazitäten der Kindergärten für ein weiteres Neubaugebiet ausreichen. Unklar bleibt auch, wo die künftigen Bewohner des Baugebiets einmal einkaufen sollen. Behörden kritisieren derweil den hohen Flächenverbrauch.

Weil Wohnraum, vor allem bezahlbarer, in Füssen Mangelware ist, hat der Stadtrat bereits vor geraumer Zeit die Entwicklung der beiden Neubaugebiete „Oberkirch 4 – Pitzfeld Ost“ in Weißensee und „Weidach Nord Ost 2“ beschlossen. Während das Baugebiet in Weißensee aber noch nicht über das Entwurfsstadium hinaus gekommen ist, sind die Pläne für das Weidach weitaus konkreter.

Hier sollen auf der grünen Wiese zwischen Lech, Weidachstraße, Wohngebiet und Hotel „Sommer“ – dort, wo früher die Stadtgärtnerei stand – auf rund fünf Hektar über 50 Gebäude mit bis zu 122 Wohneinheiten entstehen. Vorgesehen ist, wie bereits mehrfach ausführlich berichtet, ein Mix aus Einzel-, Mehrfamilien- und Doppelhäusern. Die Aufstellung des erforderlichen Bebauungs-Plans (B-Plan) „O-75“ beschloss der Stadtrat im Januar des vergangenen Jahres, die öffentliche Auslegung erfolgte kurz darauf.

Mit den im Zuge der Auslegung eingegangenen Stellungnahmen zum B-Planentwurf hatte sich jetzt der Stadtrat auseinander zu setzen. Christine Fröhlich, Fraktionsvorsitzende der Füssener Freien Wähler (FWF), wunderte sich dabei darüber, dass mit dem Landratsamt, der Regierung von Schwaben und dem Regionalen Planungsverband Allgäu gleich drei Institutionen den hohen Flächenverbrauch im Außenbereich kritisieren und mehr Nachverdichtung im Innenstadtbereich fordern.

Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) entgegnete, dass die Verwaltung in ihren Erwiderungen jeweils auf die Wohnraumbedarfsanalyse aus dem Jahr 2020 verweise. Tatsächlich heißt es dort: „Trotz der hohen Bautätigkeit wird das Wohnungsangebot in den kommenden Jahren nicht ausreichen, um die Nachfrage vollständig zu befriedigen. Insgesamt fehlen bis 2025 weitere 387 Wohnungen in der Stadt.“

Außerdem habe die Verwaltung ein Baulückenkataster erstellt und eine Befragung der Grundstückseigentümer eingeleitet. Damit wolle die Verwaltung in Erfahrung bringen, in welchem Umfang eine Bereitschaft besteht, leerstehende Grundstücke selbst zu bebauen, an die Stadt zu verkaufen oder über Nachverdichtungen Lösungen zu entwickeln. Die bisherigen Erkenntnisse würden bestätigen, dass auf diesen Wegen der Wohnungsmangel nicht beseitigt werden könne.

Weniger Einzelhäuser

Allerdings: Aktuelle Umplanungen sehen nun analog zur Planung für das „Pitzfeld“ mehr Doppel- und Mehrfamilienhäuser und dafür weniger Einfamilienhäuser vor. Die Zahl der Wohneinheiten könnte so auf über 150 steigen, hieß es. Wie viele Wohneinheiten aber tatsächlich einmal entstehen werden, hänge vor allem von Nachfrage und Bedarf ab, so Bauamtsleiter Armin Angeringer.

Ein weiterer Punkt, der den Behörden aufgefallen war: In dem B-Planentwuf sind an keiner Stelle Flächen für einen Nahversorger, also Supermarkt oder Dorfladen, vorgesehen. Das Rathaus verweist in seiner Erwiderung zwar auf den Neubau des Edeka-Marktes im „Hopfener Dreieck“, doch das war SPD-Rätin Ilona Deckwerth nicht ausreichend. Damit mache man es sich zu einfach, kritisierte sie. „Das ist ein großes Wohngebiet, in dem nicht jeder innerhalb von einem Kilometer zu einem Nahversorger kommt.“ Sie schlug daher vor, ein solches Geschäft in der Planung als „wünschenswert“ oder „gewollt“ zu festzulegen.

Sorgen bei Henle

Davon hielt der Bürgermeister jedoch nichts. „Im Bebauungsplan ist kein Nahversorger ausgeschlossen“, betonte er. Heißt: will sich ein Nahversorger in dem Baugebiet ansiedeln, könne er das tun. Große Hoffnungen mache er sich da aber keine: „Für 200 bis 400 Quadratmeter baut da keiner einen Nahversorger hin.“

Sorgen um die Betreuung der Kinder, die einmal in dem neuen Wohngebiet leben werden, äußerte Barbara Henle (CSU). Die dortige Kita könne schon jetzt nicht alle Kinder aus dem Weidach aufnehmen, berichtete sie. Hauptamtsleiter Peter Hartl verwies zwar auf die neue Kita bei den Wertachtal-Werkstätten, gab aber gleichwohl zu: „Ob das alles auf Dauer ausreicht, wissen wir tatsächlich nicht.“ Denkbar sei, beim Neubau des Kindergartens St. Gabriel noch ein Stockwerk mehr einzuplanen.

Der Rathauschef erinnerte indes daran, dass das Baugebiet in mehreren Abschnitten entwickelt werden soll, was sich über mehrere Jahre ziehen werden. Einen weiteren Aspekt sprach Dr. Martin Metzger (BfF) an, der die Frage stellte: „Welche Familie mit Kindern kann es sich da unten momentan leisten zu bauen?“ Auf der anderen Seite könne die Stadt es sich eigentlich nicht leisten, einen neuen Kindergarten zu bauen.

Und wie geht es nun weiter? Zunächst wird der gebilligte B-Planentwurf nun erneut öffentlich ausgelegt. Weitere Details der Planung, der Verkaufsbedingungen und der Aufteilung der Häuser sollen im Mai – ebenfalls anlog zum Baugebiet „Pitzfeld“ – in einer Sitzung über Vorgaben zur sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) diskutiert werden.

Bericht & Foto: Matthias Matz, KB Füssen

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.