Im Kampf gegen den Sanierungsstau entwickelt sich der Bundesstützpunkt in Füssen zu einem Fass ohne Boden und wird zum Thema bei der Bürgerversammlung: Die anderen Geldgeber sollen die Kommune finanziell entlasten.

„Der Bund betreibt ein Leistungszentrum auf Kosten der Stadt. Das kann es doch nicht sein“, ärgerte sich Ludwig Schmied, als er sich bei der Füssener Bürgerversammlung zum Bundesstützpunkt (BSP) für Eishockey und Curling zu Wort meldete. Schmied forderte, dass Bund, Land und Kreis das BSP unterhalten und betreiben sollten, was die überschuldete Stadt von einem schweren finanziellen Brocken befreien würde. Fakt ist aber: In den kommenden Jahren stehen Baumaßnahmen in Höhe von zehn Millionen Euro an – und Füssen wird davon einen großen Teil schultern müssen.

Der BSP gleicht einem Fass ohne Boden. Was auch daran liegt, dass der Bauunterhalt in den vergangenen Jahren „vernachlässigt“ wurde, wie Kämmerer Thomas Klöpf sagte. Und was man mit Zahlen belegen kann: In den sechs Jahren von 2014 bis 2019 wurden für Unterhalt, Planung und Baumaßnahmen in der BSP über 1,8 Millionen Euro gesteckt. Klingt erst einmal viel, war aber nicht mehr als der Tropfen auf den heißen Stein. „Das holt dich irgendwann einmal ein“, sagte Bürgermeister Maximilian Eichstetter unserer Redaktion. Und das belegen die Ausgaben nach seinem Amtsantritt: In den Jahren 2020/21 wurden 4,4 Millionen Euro investiert. Immerhin konnte Eichstetter einen Erfolg auf der Bürgerversammlung vermelden: „Wir sind dicht – zumindest von oben.“ Die Sanierung eines Daches wurde abgeschlossen, dafür hat man inzwischen fünf, sechs Wasserrohrbrüche erleben müssen.

Auch in Zukunft stehen Arbeiten ohne Ende im Stützpunkt an, an dem der Zahn der Zeit nagt. In den kommenden Jahren werden dafür allein zehn Millionen Euro veranschlagt – unter anderem für Kabinensanierung, Arbeiten an der aus dem Jahr 1990 stammenden Kälteanlage, für Sanitärbereiche, für Barrierefreiheit und vieles mehr. Das Problem ist die Kostenaufteilung: Vor über drei Jahrzehnten, als im BSP für den Bauunterhalt kaum etwas zu tun war, trugen der Bund, das Land und anfangs auch der Kreis den allergrößten Anteil der anfallenden Kosten. Der Landkreis stieg nach ein paar Jahren aus, Bund und Land verringerten ihre Anteile im Laufe der Zeit. Nun ist der BSP richtig alt, für den Bauunterhalt muss jetzt richtig viel Geld in die Hand genommen werden – und der Anteil der Stadt ist im Laufe der Geschichte immer größer geworden. Ein Dilemma für Füssen. „Wir müssen irgendwann dahin kommen, dass wir wirtschaftlicher werden“, sagt Eichstetter. Denn ein jährliches Defizit von gut einer Million Euro (Zahlen: 2014 bis 2021) kann sich die Stadt nicht leisten.

Dem Vernehmen nach versuchen inzwischen Genossinnen und Genossen aus Füssen, in Berlin Fachpolitiker und am Ende vielleicht auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass der Bund wieder einen höheren Anteil an den BSP-Kosten in Füssen übernehmen muss. So eine rote Schützenhilfe würde der Bürgermeister mit dem CSU-Parteibuch gefallen. „Ich bin froh über jede Unterstützung“, sagte er auf Nachfrage unserer Redaktion.

Stadt war nicht untätig

Untätig geblieben ist die Stadt aber zuvor auch nicht. Das Thema der massiv gestiegenen Energiekosten habe man in die Gespräche mit Bund und Land eingebracht, versicherte Kämmerer Klöpf in der Bürgerversammlung. Zudem versuche Füssen im Schulterschluss mit weiteren Orten, in denen Bundesstützpunkte angesiedelt sind, eine höhere Trainingsstättenförderung zu erhalten. Auch habe man umfangreiche Förderanträge bei Bund und Land gestellt.

Die Zukunft wird zeigen, ob das alles hilft, die finanzielle Belastung durch das BSP für die überschuldete Stadt zu reduzieren. Was aber passiert, wenn der Bundesstützpunkt eines Tages in einen anderen Ort verlagert wird, wollte ein Besucher der Bürgerversammlung wissen. Habe die Stadt eine langfristige Planungssicherheit? Beim Curling-Verband habe es einmal Überlegungen gegeben, nach Hamburg zu gehen, sagte Eichstetter. Letztlich hätten sich die Curler aber für Füssen entschieden. Man habe aber immer nur für drei Jahre die Sicherheit, weiter der Stützpunkt zu sein. „Wir können nicht verbindlich sagen, dass das auch in zehn Jahren noch so ist.“ Wichtig sei deshalb „ein konstruktives und gutes Miteinander“ mit den Sportverbänden, betonte der Bürgermeister. Und darum bemühe man sich. Zudem habe Füssen als Bundesstützpunkt einen großen Vorteil im Vergleich zu Großstädten, fügte er an: „Wir sind nicht gerade eine Partyzone“, die Sportler könnten sich hier aufs Training konzentrieren.

Bericht: Heinz Sturm, AZ Füssen
Foto: Helmut Kroiß

Wir danken der AZ Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.