In den zurückliegenden Wochen und Monaten ist leidenschaftlich über die Pony- und Pferderanch in Weißensee diskutiert worden, die wegen diverser Schwarzbauten in die Schlagzeilen geraten war. Jetzt beschloss der Stadtrat mehrheitlich, am Bebauungsplan-Verfahren für die Anlage festzuhalten.

Mehrheit der Kommunalpolitiker hält nach einer langen Diskussion am Bebauungsplan-Verfahren fest. Die Eigentümerin ist glücklich. Bürgermeister Eichstetter betont aber, dass Schwarzbauten verschwinden müssen.

Sie war nicht vor Ort, als der Füssener Stadtrat am Dienstagabend über das weitere Vorgehen bei ihrer Pony- und Pferderanch diskutierte: Für Sandra Ringmann wäre die nervliche Anspannung zu groß gewesen, sie rechnete mit dem Schlimmsten. Doch erfuhr sie umgehend, was die Kommunalpolitiker nach einer ungewöhnlich langen Debatte mit 14: 9 Stimmen beschlossen hatten: Der Betrieb ist für die Zukunft gesichert. Denn das Verfahren für den dafür notwendigen Bebauungsplan Brand-Mühlbach wird fortgeführt – trotz vieler kritischer Anmerkungen zu den Schwarzbauten auf der Ranch. Von einem „kleinen großen Wunder“ sprach Ringmann am Tag danach, auch wenn ihr klar ist, dass diverse ohne Genehmigung errichtete Anlagen wieder verschwinden müssen.

Die Ponyranch ist seit Jahren ein Dauerbrenner der Füssener Kommunalpolitik. Denn Ringmann errichtete im Laufe der Zeit immer mehr Bauten, ohne dass diese genehmigt waren. 2019 beschloss der damalige Stadtrat einstimmig, diesen Wildwuchs durch einen Bebauungsplan zu regulieren. Da Ringmann aber weiterhin Schwarzbauten – wie einen Reitplatz – errichtete, kippte die Stimmung im Kommunalparlament. Im September schließlich stellte der Bauausschuss auf Antrag von Füssen-Land das Bebauungsplan-Verfahren ein (wir berichteten ). Doch der Beschluss war ungültig, der Antrag landete nun im Stadtrat.

Bereits in den Tagen vor der Abstimmung hatte das Schicksal der Ponyranch die Kommunalpolitiker umgetrieben und für lange Sitzungen einzelner Fraktionen gesorgt. Im Stadtrat wurden schnell die unterschiedlichen Lager sichtbar: Die Fraktion Füssen-Land plädierte geschlossen für die Einstellung des Bebauungsplan-Verfahrens: „Am Sachverhalt hat sich nichts geändert“, sagte Vize-Bürgermeister Christian Schneider. Was dort entstanden sei, sei „an der Stadt vorbei, an den Behörden vorbei“ geschaffen worden, betonte auch Niko Schulte. Unterstützt wurde Füssen-Land „voll umfänglich“ von der SPD, wie Erich Nieberle ausführte: Auf der Ranch seien trotz des laufenden Verfahrens weiter Schwarzbauten entstanden – das könne man nicht auf Unwissenheit zurückführen. „Wir öffnen Tür und Tor“, fürchtete Dritter Bürgermeister Wolfgang Bader die Folgen einer nachträglichen Legalisierung dieser Schwarzbauten. Er erinnerte auch an wertvolle ökologische Flächen, die „unwiederbringlich zerstört“ wurden.

Nicht schönreden wollten die Freien Wähler die Schwarzbauten. Aber: Nur über einen Bebauungsplan könne man eine geordnete Entwicklung auf der Ranch erreichen, sagte Christine Fröhlich. Für erforderliche Maßnahmen – vom Bau einer Mistlege über das Schaffen von Stellplätzen – sei ein solcher Plan erforderlich. So könne man damit die Existenz des Betriebs sichern, aber auch eine Erweiterung verhindern. Die CSU hatte intern lange um ihre Position gerungen, sagte Nicole Eikmeier. Ergebnis: Dem bisher vorliegenden Bebauungsplan-Entwurf könne man so nicht zustimmen, doch würde man einem Verfahren in kleinerem Umfang billigen, der den Erhalt und die Weiterführung des Betriebs ermögliche. Das sei „ein guter Kompromiss für alle Seiten“.

Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) hatte sich bereits eingangs deutlich für einen Bebauungsplan ausgesprochen. Denn wenn man das Verfahren einstelle, werde der Betrieb der Ponyranch trotzdem weiterlaufen, ohne dass die Kommune dann aber noch Einfluss hätte. Vielmehr drohten lange juristische Auseinandersetzungen. Als Beispiel verwies der Rathaus-Chef darauf, dass es 15 Jahre gedauert habe, bis nicht genehmigte Garagen im Venetianerwinkel wieder abgerissen wurden. Mit einem Bebauungsplan in „abgespeckter Version“ aber könne man eine ordentliche Entwicklung auf der Ranch erreichen – zumal auch ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen werden soll, der bei Zuwiderhandlungen Vertragsstrafen vorsieht. Schwarzbauten wie Fress-Verschläge, ein Art Zelt-Stall oder der zweite Reitplatz müssten wieder entfernt werden, versicherte Eichstetter.

Die Diskussion wogte hin und her, auch eine von Magnus Peresson (UBL) vorgeschlagene Unterbrechung der Sitzung brachte keine Annäherung zwischen beiden Lagern. Am Ende wurde namentlich über den Antrag zur Einstellung des Bebauungsplan-Verfahrens abgestimmt: Dafür plädierten die Mitglieder von Füssen-Land und SPD, Hans Jörg Adam (FWF), Dritter Bürgermeister Bader (Grüne) und Dr. Christoph Böhm (CSU) – das ergab neun Stimmen. Doch Bürgermeister Eichstetter und 13 Stadträte lehnten den Antrag. Deshalb wird das Verfahren demnächst fortgesetzt.

Damit habe sie nicht wirklich gerechnet, freute sich tags darauf Sandra Ringmann. Sie dankte insbesondere Bürgermeister Eichstetter, den Freien Wählern, der CSU und den Grünen für die Unterstützung. Mit dem Ergebnis „können wir sehr gut leben. Wir freuen uns, dass es überhaupt weitergeht“. Ringmann versicherte, sie wolle in „konstruktiver Zusammenarbeit“ mit der Kommune nun eine gemeinsame Lösung für die Ponyranch finden.

Bericht: Heinz Sturm, AZ Füssen
Foto: Benedikt Siegert