Filetstück: Aus den ehemaligen Hanfwerken soll ein urbanes Quartier mit einem vielfältigen Angebot werden

Eigentümer Dieter Glass will aus dem Hanfwerkeareal ein urbanes Quartier machen. Am Dienstag fiel der Startschuss für das dafür erforderliche Bauleitplanverfahren.

Die Pläne zur Sanierung und Wiederbelebung des Hanfwerkeareals haben eine weitere Hürde genommen: Nachdem der Stadtrat Ende Mai dem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt hatte, billigte er am Dienstagabend bei fünf Gegenstimmen den Vorentwurf des Bebauungsplans (B-Plan).

Damit ist der Startschuss für das Bauleitplanverfahren gefallen, an dessen Ende ein fix und fertiger B-Plan stehen soll. Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) geht davon aus, dass das Verfahren mit etwas Glück rund eineinhalb Jahre dauern wird.

Der vom Augsburger Architekt Werner Dehm vorgestellte Vorentwurf sieht im Kern einen Abriss der Zwischenbauwerke vor, um die drei großen historischen Industriebauten wieder sichtbar zu machen. In diesen soll künftig eine bunte Mischung aus Gewerbe, Kunst, Dienstleistungen, Wohnen, Gastronomie und Indoorsport-Angeboten entstehen.

Ein ursprünglich am Lech geplantes Hotel schließt der Vorentwurf hingegen aus. Damit kommt Dehm im Mai laut gewordener Kritik aus dem Gremium und von Füssen Tourismus und Marketing (FTM) nach (der Kreisbote berichtete). Sollte zu einem späteren Zeitpunkt ein Angebot eingehen, das Lücken in der Füssener Hotellerie schließen könnte, soll der Stadtrat gesondert darüber beraten.

„Wir wollen uns dem Thema nicht verschließen, aber wir wolle auch nicht Gefahr laufen, überrollt zu werden“, erklärte Bürgermeister Eichstetter.

Gebaut werden soll ferner ein sogenannter Mobilitäts-Hub unmittelbar unterhalb der Tiroler Straße. Dies sei der einzig umsetzbare Standort auf dem Gelände. Selbst ein Bau auf der Halle unterhalb der Straße sei geprüft worden. „Aber das ist nicht darstellbar“, so Dehm.

Darüber hinaus soll das Gelände umfangreich bepflanzt werden. Dehm sprach in diesem Zusammenhang von „einer hohen Qualität der Freiflächengestaltung“. „Wir sind gespannt, wie sich die Untere Naturschutzbehörde dazu verhält“, fuhr er fort.

Um die Zufahrt auf das Areal zu verbessern, soll die Einfahrt großflächig umgebaut werden. Hinzu kommt eine Linksabbiegerspur auf der Tiroler Straße. Dafür weichen muss voraussichtlich die jetzige Bushaltestelle an der Einfahrt zum Gelände. Zudem soll der dortige Radweg verlegt werden. „Das wird viele, viele Millionen Euro kosten“, so Eichstetter. Dehm und Eichstetter betonten mehrfach, dass die Pläne mit dem Landratsamt, dem Denkmalschutz sowie dem Staatlichen Bauamt in Kempten abgesprochen seien.

Viele Fragen offen

Dennoch wartet auf Dehm und sein Team noch viel Arbeit. Wie Eichstetter erklärte, gehe es jetzt darum, mit dem B-Plan die Leitplanken für das Vorhaben festzulegen. Die Details müssten dagegen im Zuge des Bauleitplanverfahrens geklärt werden. Dazu gehört vor allem – wie am Dienstag deutlich wurde – die Frage nach genauem Standort und Größe des Mobilitäts-Hubs.

Dieser soll nicht nur Parkmöglichkeiten für Autos, sondern auch Ladestationen für E-Autos und E-Bikes und eine Gepäckstation bieten. „Das soll mehr werden als ein Parkhaus“, betonte Dehm. Dr. Christoph Böhm (CSU) forderte, den Hub weiter nach Westen zu verschieben. Das sei auch die Auffassung der Denkmalpflege, erklärte er und zitierte aus einem Schreiben des Bayerischen Generalkonservators.

Eichstetter erwiderte, dass es für derartige Detailfragen noch zu früh sei. „Zunächst müsse überhaupt einmal geklärt werden, wie hoch der Bedarf an Parkplätzen werde und wie groß das Parkhaus gebaut werden muss. „Wir können das Parkhaus weiter westlich machen, wenn wir wissen, wie groß der Mobilitäts-Hub kommt.“ Dehm ergänzte, dass er derzeit von einem Bedarf von 500 bis 600 Stellplätzen ausgehe, solange sich das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung nicht ändere.

Dr. Martin Metzger (BfF) zeigte sich indes verwundert darüber, dass der vor einigen Jahren illegal zugeschüttete unter Denkmalschutz stehende Mühlbachkanal in den Plänen nicht berücksichtigt werde. „Ich vermisse dieses heiße Eisen.“

Eichstetter verwies auch hier auf die noch ausstehenden Detailplanungen mit Denkmalamt und Naturschutzbehörde. Denkbar sei etwa, dass in Zukunft eine Tafel an den Bach erinnere oder dieser in Teilen wieder sichtbar gemacht und mit einer Glasplattenabdeckung inklusive Beleuchtung versehen werde.

Kritik äußerte auch Stadtrat Niko Schulte von Füssen-Land (FL). „Man geht hier mit keinem Wort auf den Verkehr ein“, sagte er. Schon jetzt sei die Tiroler Straße in der Hauptsaison „eine Mausefalle“. Durch die künftigen Angebote auf dem Hanfwerkeareal erhöhe man die Autofrequenz nochmals.

Wie schon mehrmals zuvor verwies Eichstetter auf die anstehenden Detailplanungen, zu denen auch ein Verkehrsgutachten und konkrete Pläne für den Umbau der Einfahrt gehören werden. „Wir sind schon wieder zwei bis drei Monate voraus“, erklärte er. Heute gehe es nur darum, „endlich, endlich das Bebauungsplanverfahren starten“ zu können.

Bericht & Foto: Matthias Matz, KB Füssen

Bürgersprechstunde

Vauk droht mit Bürgerbegehren

„Wir brauchen nicht noch mehr Verkehr!“ Scharfe Kritik an den Plänen zur Sanierung des Hanfwerkeareals äußerte Harald Vauk in der Bürgerfragestunde zu Beginn der jüngsten Stadtratssitzung. Vor allem, dass der Bebauungsplan (B-Plan) im sogenannten vereinfachten Verfahren und somit ohne Umweltprüfung aufgestellt werden soll, missfällt Vauk.

Ferner kritisierte er insbesondere die Pläne für ein Parkhaus als nicht mehr zeitgemäß. „Hier in Füssen muss dafür gesorgt werden, dass mehr Infrastruktur für den ÖPNV gebaut wird und nicht für den Individualverkehr“, sagte er.

Hinzu komme, dass sich Investor und Hanfwerke-Eigentümer Dieter Glass in der Vergangenheit ein wenig vertrauensvoller Partner gewesen sei. „Das schreit nach einem Bürgerbegehren“, so Vauk.

Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) entgegnete Vauk, dass der Bebauungsplan zunächst einmal nur „die Leitplanken“ für die Maßnahmen auf dem Areal festlege. „Das heißt aber nicht, dass die Autobahn bis zur Leitplanke ausgebaut wird.“ Darüber hinaus seien die Planungen mit sämtlichen Behörden abgestimmt. „Wie groß das Parkdeck am Ende des Tages werden wird, weiß im Moment noch niemand“, so Eichstetter weiter.

Darüber hinaus sei es ohnehin schon seit geraumer Zeit das Ziel der Verwaltung, den Verkehr aus der Innenstadt raus zu bekommen. So sollen die Autos künftig in den Hanfwerken, an der Achmühle und auf dem Festplatz in der Kemptener Straße abgefangen werden. Zudem hoffe er, dass das Parkdeck am Krankenhaus irgendwann umgesetzt werden könne.

Zum angedrohten Bürgerbegehren sagte der Rathauschef mit verweis auf bereits stattgefundene und noch geplante Workshops mit Mietern und Bürgern: „Das schreit nicht nach einem Bürgerbegehren, denn viel mehr Bürgerbeteiligung geht nicht!“

Bauamtsleiter Armin Angeringer ergänzte, dass das Hanfwerkeareal und dessen Sanierung geradezu prädestiniert für einen Bebauungsplan im vereinfachten Verfahren seien. Schließlich sei das Gelände bereits versiegelt. „Momentan gehen wir davon aus, dass die Voraussetzungen für ein vereinfachtes Verfahren gegeben sind“, sagte der Bauamtsleiter. Das könne sich freilich im weiteren Bauleitplanverfahren aber auch ändern.

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.