Wo sollen Kinder im Füssener Land künftig das Schwimmen lernen? Angesichts der Schließung des Pfrontener Alpenbads wird die Situation immer prekärer. Die Debatte um den Bau eines Lehrschwimmbeckens in Füssen nimmt deshalb wieder Fahrt auf.

Freie Wähler fordern sofortigen Planungsstopp für ein Becken am Schulzentrum. Stattdessen soll ein Sportbad wieder auf die Agenda kommen. Doch es hagelt Kritik an diesem Vorstoß.

Die Zahlen, von denen Thomas Meiler sprach, machen nachdenklich. Inzwischen lägen der Füssener Wasserwacht weit über 100 Anfragen von Eltern vor, deren Kinder dringend schwimmen lernen wollen. „Wir würden gerne, aber können nicht“, sagt Meiler, der neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit auch für die CSU im Stadtrat sitzt. Denn seit das Pfrontener Alpenbad dauerhaft geschlossen hat, würden schlicht die Möglichkeiten dazu fehlen. Auch Anna Jahn (Grüne), selbst Mutter einer dreijährigen Tochter, berichtete, dass sie über ein Jahr habe suchen müssen, bis ihr Kind endlich einen Schwimmkurs-Platz bekommen habe.

Seit das Hallenbad in Füssen vor bald 20 Jahren dicht machte, gibt es immer wieder Debatten um Alternativen. Erst war von einem Lehrschwimmbecken im Obersee die Rede. „Doch daraus wird wahrscheinlich nichts wegen der finanziellen Probleme des Betreibers“, sagt Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU).

Vor einem Jahr nahm die Stadt daher wieder Pläne für ein neu zu bauendes Lehrschwimmbecken auf. „Von drei möglichen Standorten blieb nur der am Schulzentrum übrig“, sagt Eichstetter. Der Rathaus-Chef erklärte zudem, was unter dem Begriff „Lehrschwimmbad“ zu verstehen ist. Nämlich ein in der Höhe versenkbares, maximal zehn Meter breites und 16 Meter langes Becken.

Und genau daran entzündete sich eine kontroverse Debatte im Stadtrat. „Das ist doch ein Witz“, sagte Christine Fröhlich. Ein solches Lehrschwimmbecken sei allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein, die Planungen dafür total daneben. „Das können doch viel zu wenige nutzen“, kritisierte die Freie-Wähler-Stadträtin. Gymnasien zum Beispiel würden von einer solchen Lösung kaum etwas haben – und auch die Allgemeinheit nicht. Fröhlich forderte deshalb, die Stadt solle die Planungen für ein Lehrschwimmbecken einstellen. Stattdessen solle geprüft werden, ob nicht doch ein Sportbad in Füssen realisiert werden kann. Mit 25 Meter langem Becken und damit einem Nutzen auch für Sportvereine.

Mit diesem Vorstoß erntete sie ungläubiges Staunen. „Wir können uns doch wahrscheinlich nicht mal das kleine Becken leisten“, sagte Bürgermeister Eichstetter. Und auch Hauptamtsleiter Hartl gab sich verwundert: „Ich bin einigermaßen erstaunt, dass ausgerechnet von einer Fraktion, von der so viele Haushaltskonsolidierungsvorschläge in letzter Zeit kamen, jetzt so etwas laut wird.“

Klar ist – die Stadt wird weder ein Lehrschwimmbecken noch ein Sportbad allein realisieren können. Deshalb bittet sie jetzt die Umlandgemeinden über den Zweckverband Allgäuer Land um Unterstützung. Wie Eichstetter verdeutlichte hätten Pfronten, Rückholz, Seeg und Nesselwang bereits abgewunken. „Aber wir könnten es immerhin auf sechs Schultern verteilen.“ Sein Plan: Sowohl die Baukosten – nach Abzug der Fördermittel wohl 5 Millionen Euro – als auch die Beträge für den Unterhalt aufteilen. Als Grundlage dient die Zahl der Schüler. 60 Klassen von Grund- und Mittelschule kämen insgesamt in Frage. Der Landkreis hatte bereits vorab signalisiert, keine Unterstützung leisten zu wollen. In der nächsten Sitzung des Zweckverbands am Mittwoch will Eichstetter mit seinen Bürgermeister-Kollegen nun weiter über das Thema beraten.

Dass es überhaupt so weit kommt, hätte die Fraktion der Freien Wähler gerne verhindert. Auch Füssen-Land steht dem Projekt weiter ablehnend gegenüber. Doch die Mehrheit im Stadtrat will an dem Projekt vorerst festhalten. „Einem Kind ist es doch herzlich egal, ob es in einem 16 oder 25 Meter langen Becken schwimmen lernt“, sagte Meiler.

Bericht & Foto: Benedikt Siegert, AZ Füssen

Wir danken der AZ Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.