Die Straße im künftigen Baugebiet Weidach Nordost II wird nach Johann Martin benannt.

Die Familie des Lohnkutschers hatte entscheidenden Anteil an der Entwicklung des Weidachs in Füssen. Er macht das Rennen vor einer ganzen Reihe bekannter Füssenerinnen und Füssenern.

Nach Johann Martin wird die geplante Straße im künftigen Baugebiet Weidach Nordost II benannt. Johann wer? Das mag sich mancher denken, der nicht so verwurzelt ist in Füssens Geschichte. Johann Martin (1875 bis 1951) besaß eine Lohnkutscherei in der Drehergasse, saß im Stadtrat und hatte dadurch in der damaligen Zeit eine zentrale Stellung in Füssen inne. Vor allem aber die bauliche Entwicklung des Weidachs, die ohne Martin und dessen Familie so nicht möglich gewesen wäre, gab den Ausschlag. Martin machte das Rennen gegen eine Reihe bekannter Füssenerinnen und Füssener, die auch als Namensgeber vorgeschlagen waren.

So hatte das Kulturamt die Benennung der Straße nach Cilly Kahle vorgeschlagen. Das Amt verwies darauf, dass in der Nachbarschaft die Rudibert-Ettelt- und die Paul-Mertin-Straße sind, die Namensgeber aus dem Geschichts- und Kulturbereich haben. Dazu würde auch die kürzlich verstorbene langjährige Kulturamtsleiterin und Stadträtin Cilly Kahle passen, die auch die Städtepartnerschaft mit Palestrina mit auf den Weg gebracht hatte.

Von Bürgermeister Maximilian Eichstetter war dagegen Markus Egen (Träger des Goldenen Ehrenrings der Stadt Füssen) vorgeschlagen worden für dessen herausragende Verdienste im Bereich des Eishockeys. Der Historische Verein Alt Füssen favorisierte dagegen seinen früheren Vorsitzenden Reinhold Böhm, der sich auch als Stadtrat um das kulturelle Erbe Füssens verdient gemacht habe. Böhm habe „für die Kultur Füssens über 50 Jahre eine ganz entscheidende Rolle“ gehabt, betonte Magnus Peresson (UBL) im Bau- und Verkehrsausschuss.

Anlässlich der Benennung der Josef-Lorch-Straße 2019 war allerdings von privater Seite der Vorschlag „Franz-Martin-Straße“ eingereicht worden. Aufgrund des Bezugs von Franz Martin zum Weidach erschien es der Verwaltung sachgerecht, diesen Vorschlag noch einmal aufzugreifen. Als Alternative wurde auch dessen Vater Johann Martin ins Spiel gebracht. Johann Martin hatte für Flächen im heutigen Forggensee Felder im Weidach als Ausgleich erhalten. Damals wurde er belächelt, praktisch wertloses Grünland als Ersatz anzunehmen. Doch insbesondere unter seinem Sohn Franz wurde ein Großteil dieses Grünlandes im Weidach bebaut. „Viele alteingesessene Weidacher haben es ihm zu verdanken, damals preisgünstigen Wohnraum bekommen zu haben. Der soziale Gedanke stand bei Franz Martin immer im Vordergrund“, heißt es in dem Schreiben der Familie. Nach kurzer Debatte sprach sich der Ausschuss gegen die Stimme von Peresson für Johann Martin als Namensgeber der Straße aus. Ihm hatte einst auch die Fläche gehört, auf der das Neubaugebiet nun geplant wird.

Bericht: Heinz Sturm, AZ Füssen
Foto: Benedikt Siegert, AZ Füssen

Wir danken der AZ Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.