Neben der Turnhalle in Weißensee soll der neue Kindergarten ab 2025 gebaut werden.

Als „wilde Wochen“ bezeichnete Bürgermeister Maximilian Eichstetter die Suche nach einem Standort für den neuen Weißenseer Kindergarten. Hier soll er gebaut werden.

Der Ortsteil Weißensee bekommt für rund 2,5 Millionen einen neuen Kindergarten (Kiga). Das hat der Stadtrat jetzt bei drei Gegenstimmen beschlossen. Gebaut werden soll der neue Kiga neben der Weißenseer Turnhalle. Hierzu muss allerdings das Landratsamt noch seine Zustimmung erteilen, da das Grundstück im Außenbereich liegt. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung, alle dafür erforderlichen bauplanungsrechtlichen Schritte einzuleiten.

Bislang war die „Kinderschule Weißensee“ in privater Hand. Doch mit dem Ruhestand von Betreiberin Liesbeth Häußler steht die Einrichtung zum neuen Kindergartenjahr vor der Übernahme durch die Stadt (der Kreisbote berichtete). Um der KiGa eine langfristige Perspektive zu bieten und zusätzliche Betreuungsplätze zu schaffen – in Weißensee wird bekanntlich auf dem Pitzfeld ein neues Wohngebiet entstehen – , soll ab 2025 ein neues Gebäude für zwei Gruppen mit jeweils 25 Kindern gebaut werden. Geplant werden soll so, dass die Kindertagesstätte bei Bedarf um eine Krippengruppe erweitert werden kann. Ob die Gruppen als Integrationsgruppen eingerichtet werden, wird noch geprüft.

Die Suche nach einem geeigneten Standort in dem Ortsteil bezeichnete Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) als „wilde Wochen“. Herauskristallisiert haben sich dabei letztlich vier mögliche Standorte: das Gebäude im Seeweg 4 (Dorfladen), die Turnhalle, das Neubaugebiet Pitzfeld oder eine Freifläche am Seeweg.

Weil die Stadt in beiden Fällen im Seeweg nicht an benötigte Grundstücke herankomme, stehen noch das Pitzfeld sowie die Turnhalle zur Wahl. Das Baugebiet Pitzfeld sei dabei aus Sicht der Stadtverwaltung der „worst case“, wie Eichstetter sagte. Für den Bau der etwa 1800 Quadratmeter großen KiGa müssten nicht nur die geplante Straße und drei Gebäude verschoben werden, sondern auch zwei Bauplätze geopfert werden. Dies hätte aber spürbare Einnahmeausfälle beim Verkauf der Baugrundstücke zur Folge.

Gegen den Standort Turnhalle wiederum spreche, dass dieser im Außenbereich liegt und das Landratsamt ihn deshalb ablehnt. Um trotzdem die bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, muss laut Eichstetter der Flächennutzungsplan (FNP) geändert sowie ein sogenannter vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Ob die Kreisverwaltung der Änderung des FNP zustimmen werde, müsse jedoch abgewartet werden.

Modul- oder Massivbauweise?

Weiter ist die Verwaltung indes bei der Bauweise des geplanten Gebäudes. Hier schlug sie dem Gremium eine konventionelle Ziegelbauweise vor. Diese sei nach Auffassung des Technischen Bauamts der ebenfalls angedachten, deutlich günstigeren Stahl-Modulbauweise vorzuziehen.

„Die Investitionskosten sind zwar bei einer Massivbauweise deutlich höher, dies kann aber in der Regel in Betrachtung auf die Lebenszykluskosten und energetische Qualität durch geringere Energiekosten wieder wettgemacht werden“, heißt es dazu in den Sitzungsunterlagen. Hinzu komme, dass eine Massivbauweise eine flexiblere Raumgestaltung ermögliche und somit pädagogisch wertvoller sei. Zudem seien nachträgliche Änderungen der Planung leichter umzusetzen.

Die zu stemmenden Kosten schätzt die Verwaltung derzeit auf rund 2,5 Millionen Euro. Allerdings winkt ein Fördersatz in Höhe von 56 Prozent, womit der Eigenanteil der Kommune auf rund 900.000 Euro sink. Bei einer Modulbauweise würde die Förderung deutlich niedriger ausfallen. Bereit gestellt werden soll das Geld trotz der hohen Verschuldung der Stadt ab dem Haushaltsjahr 2024.

Welcher Standort ist der richtige?

Für Diskussionsbedarf unter den Räten sorgte vor allem die Frage des Standorts. So sprachen sich Christine Fröhlich (FWF) und Erich Nieberle (SPD) für das Neubaugebiet Pitzfeld als geeigneteren Standort aus. „Das macht einfach Sinn und ist praktischer“, sagte Fröhlich. Erich Nieberle ergänzte: „Wo Familien hinkommen, sollte man auch einen Kindergarten bauen.“

Für den von der Verwaltung bevorzugten Standort an der Turnhalle machten sich dagegen Zweiter Bürgermeister Christian Schneider (Füssen-Land), sein Fraktionsvorsitzender Niko Schulte, CSU-Stadtrat Simon Hartung sowie Dritter Bürgermeister Wolfgang Bader (Grüne) stark.

Schneider verwies darauf, dass Weißensee kein Zentrum im eigentlichen Sinn habe. „Das Problem ist: Wir haben keinen Dorfkern. Irgendwo hin müssen die Kinder immer gefahren werden.“ Schulte argumentierte, dass es an der Turnhalle zu keinen Problemen mit dem Hol- und Bringverkehr wie im Füssener Weidach kommen könne. Außerdem erinnerte er an den Venetianerwinkel. Dort sei damals wegen des Neubaugebiets ebenfalls ein Kindergarten gebaut worden – heute fehle es dort an Kindergarten-Kindern.

Für Hartung spricht gegen den Standort Pitzfeld, dass dort zwei Bauplätze gestrichen werden müssten, was die Stadt unterm Strich eine halbe Million Euro an Einnahmen koste. Wolfgang Bader verwies indes darauf, dass bei der Turnhalle bereits eine Infrastruktur vorhanden sei. „Wir müssen weniger investieren und weniger Ressourcen verbrauchen“, appellierte er.

Einen ganz anderen Vorschlag machte CSU-Rat Dr. Christoph Böhm. Er forderte, den neuen Kindergarten an eine der bestehenden Einrichtungen wie St. Gabriel oder den KiGa der Wertachtal-Werkstätten anzudocken. Dadurch spare man sich die Kosten für Personal. Aufenthaltsräume und Küchen seien dort ebenfalls bereits vorhanden. „Das ist viel billiger.“ Dass die Kinder dann gefahren werden müssten, sei kein Argument – schließlich geschehe das auch innerhalb des Stadtteil. „In Weißensee gibt es nicht einen einzigen Bürgersteig“, sagte Böhm.

Mit Blick auf die geplante Abgabe der Turnhalle an die Weißenseer Vereine (der Kreisbote berichtete) warnte er. „Das gibt eine Kollision.“ Man könne nicht auf der einen Seite die Halle in private Hand geben und auf der anderen Seite deren Infrastruktur für eine kommunale Einrichtung nutzen.

Besonderes Vereinsleben

Vor allem bei Christian Schneider sorgte er damit jedoch für irritierte Blicke und Kopfschütteln. In Weißensee sei das Vereinsleben ein ganz besonderes und wichtig für den gesamten Ort, erklärte er. Voraussetzung dafür sei immer gewesen, dass die Weißenseer Jugend zusammen aufwachse. Baue man in den Ortsteil keinen neuen Kindergarten, müsse ein Teil aber künftig nach Füssen und der andere nach Pfronten in die KiGa gehen. „Wenn wir die Jugend nicht zusammen halten, wird das Vereinsleben darunter leiden“, betonte er.

Bei drei Gegenstimmen von Christine Fröhlich, Dr. Christoph Böhm und Magnus Peresson (UBL) sprach sich das Kommunalparlament schließlich für den Neubau an der Turnhalle auf. Gleichzeitig beauftragte das Gremium die Verwaltung, alle dafür erforderlichen Schritte in die Wege zu leiten. Das letzte Wort hat zunächst aber das Landratsamt.

Bericht & Foto: Matthias Matz, KB Füssen

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.