Eigentlich müssen Radfahrer auf dem engen Weg am Lech besondere Rücksicht auf Fußgänger nehmen. Das ist aber nicht immer der Fall. Jetzt will die Stadt dort einen Radweg bauen.

Stadt will im Weidach einen eigenen Radweg bauen – Verhandlungen laufen

Die Stadtverwaltung möchte einen eigenen Radweg zwischen der Lechbrücke und dem Bootshafen bauen. Diesem Ziel ist sie nun einen Schritt näher gekommen.

Nicht erst seit Ausbruch der Corona-Krise kommt es auf dem Lechweg im Weidach immer wieder zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern. Doch die seit der Krise stark gestiegene Zahl an Tagestouristen sowie das vermehrte Aufkommen von E-Bike-Fahrern hat das Problem noch einmal verschärft. Die Stadtverwaltung plant deshalb den Bau eines eigene Radweges zwischen der Lechbrücke und dem Bootshafen. Diesem Ziel ist sie nun einen Schritt näher gekommen.

Zahlreiche Beschwerden

Die Klagen reißen seit Jahren nicht ab. Vor allem Passanten, die auf dem von Radlern und Fußgängern gemeinsam genutzten, aber nur 2,5 Metern breiten Weg entlang am Lech unterwegs sind, beklagen sich häufig über rücksichtslose Rennrad- oder E-Bike-Fahrer. Insbesondere für Kinder sei die Situation oft brandgefährlich, heißt es immer wieder. Hauptamtsleiter Peter Hartl liegen nach eigenen Angaben mittlerweile zahlreiche Beschwerden vor.

„Es gibt immer wieder Probleme“, sagt auch Polizeihauptmeister Johannes Stoll von der Polizeiinspektion Füssen im Gespräch mit unserer Zeitung. Zwar ereigneten sich zwischen Sportanlagen und Bootshafen nicht mehr Unfälle als auf anderen Wegen. Aber die enge Verbindung sei eigentlich ein Fußweg, kein gemeinsamer Geh- und Radweg. Das heißt, Radfahrer dürfen den Weg zwar befahren, erläutert Stoll. „Aber der Fußgänger ist besonders geschützt, Radfahrer müssen besondere Rücksicht nehmen und dürfen nur langsam an diesen vorbeifahren.“ Das funktioniere aber nicht immer.

1600 Radler pro Tag

Dazu komme, dass das Stück zum Forggenseeradweg gehöre und somit dort immer mehr Radfahrer unterwegs sind. Die jüngste Zählung, die allerdings bereits einige Jahre zurück liegt, ergab laut Stoll rund 1600 Radler am Tag. Um die Situation zu entschärfen, plant die Stadtverwaltung den Bau eines etwa 1,2 Kilometer langen und 2,5 bis drei Meter breiten Radwegs westlich des jetzigen Fuß- und Radweges. Dieser soll künftig ausschließlich Fußgängern zur Verfügung stehen. Beide Wege sollen auch deutlich baulich, etwa durch einen Grünstreifen, voneinander getrennt werden.

Verhandlungen laufen

Das Problem dabei: die für den Radwege-Bau benötigten Flächen sind nicht im Besitz der Stadt. Insgesamt verläuft die geplante fünf Meter breite Trasse über 35 Grundstücke im Weidach. Im Rathaus ist man dennoch zuversichtlich, sich mit allen Grundstückseigentümern einigen zu können. Zumindest habe sich auf einer Infoveranstaltung im „Haus der Gebirgsjäger“ kürzlich keiner der Anlieger grundsätzlich geweigert, seine Trassenfläche zur Verfügung zu stellen, berichtet Hauptamtsleiter Hartl.

Auf der anderen Seite ist die Stadt bereit, viel Geld für den Grunderwerb zu zahlen. Demnach beträgt der Kaufpreis 35 Euro pro Quadratmeter. Ferner übernimmt das Rathaus sämtliche im Zusammenhang mit dem Grundstückskauf anfallenden Nebenkosten. Außerdem sicherte die Stadt unter anderem weitere Nach- und Ausgleichszahlungen zu, sollte für die Grundstücke in den kommenden 15 Jahren eine Baugenehmigung erteilt werden. Derzeit ist eine Bebauung dort nicht möglich, da die das Areal im Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Forggensee und umliegende Seen“ liegt, wie Hartl erläuterte. Sollte einer der Grundbesitzer nicht verkaufen wollen, ist aus Sicht der Verwaltung auch ein langfristiger Pachtvertrag denkbar.

Alternativ-Vorschläge sollen geprüft werden

Zunächst sollen von den Anliegern vorgebrachte Alternativ-Vorschläge geprüft werden. Dazu gehört vor allem die Idee, auf Höhe des Hotels Sommer einen Steg über den Lech zu bauen, um so den jetzigen Weg an das bestehende Radwegenetz auf dem südlichen Lechufer anzubinden. Radfahrer sollen so dazu gebracht werden, die Uferseite zu wechseln und das Nadelöhr südlich zu umfahren. Dadurch könnten sich sowohl der Bau als auch der dafür erforderliche Grunderwerb erübrigen.

Ob die Stadt dadurch aber tatsächlich Geld sparen kann, bezweifelt Hartl. Schließlich kosten auch der Bau des Stegs sowie die Anbindung auf der Schwangauer Seite Geld. Überdies müssten die Schwangauer dem Vorhaben genauso zustimmen wie die Untere Naturschutzbehörde. Außerdem sei fraglich, ob der Weg nicht trotzdem ausgebaut werden müsse.

Wenig Erfolgsaussichten räumt der Hauptamtsleiter auch dem Vorschlag ein, den Radverkehr über die Weidachstraße zum Bootshafen zu führen. Er gehe davon aus, dass die Radler trotzdem weiter den Weg am Lech benutzen, erklärte er.

Stadt will Verhandlungen mit Eigentümern fortführen

Parallel zur Prüfung der Alternativen will die Verwaltung die Verhandlungen mit den Eigentümern fortführen und staatliche Fördermöglichkeiten prüfen. Erste Vorgespräche haben dazu laut Hartl bereits stattgefunden. Dabei habe es durchaus positive Signale gegeben.

Die Füssener Polizei befürwortet den Bau eines separaten Radwegs im Weidach jedenfalls. „Das dient der Verkehrssicherheit und wäre eine saubere Sache!“, betont Johannes Stoll. Die grundsätzlichen Probleme im Straßenverkehr wird aber wohl auch ein neuer Radweg nicht lösen können. „Wir bräuchten ein Miteinander, kein Gegeneinander“, beschreibt der Polizeibeamte die Situation und appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen.

Bericht: Matthias Matz, Kreisbote Füssen
Foto: Knoll

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.