Urlaub mit dem eigenen Wohnmobil wird zunehmend beliebter und auch in Füssen sind immer mehr der Fahrzeuge zu sehen. Dennoch hat sich der Bauausschuss jetzt gegen den Bau eines Wohnmobilparks an der Achmühle ausgesprochen.

»Völlig falsches Signal«

Einen Wohnmobilpark an der Achmühle zu bauen, hat der Bauausschuss am Dienstag einstimmig abgelehnt.

Vor allem seit dem Ausbruch der Corona-Krise liegt der Urlaub mit dem eigenen Wohnmobil bei den Deutschen im Trend. Obwohl die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste auf den deutschen Campingplätzen im Sommerhalbjahr 2020 laut Statistischem Bundesamt um 49,8 Prozent zurückging, registrierten die Campingplätze insgesamt dennoch 6,1 Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahr. Gleichzeitig verzeichneten die Behörden im vergangenen Jahr 41,4 Prozent mehr Zulassungen von Wohnmobilen als im Jahr davor. In diesem Jahr dürften sich diese Trends fortgesetzt haben. Zu spüren bekommt das auch verstärkt die Stadt Füssen. Dennoch hat der Bauausschuss am Dienstagabend den Bau eines Wohnmobilparks beim Parkplatz Achmühle einstimmig abgelehnt.

Die Idee, westlich der B16 an der Achmühle einen Parkplatz für Wohnmobile zu bauen, ist nicht gänzlich neu. Bereits 2002 und 2015 seien entsprechende Bauvoranfragen für einen Platz mit 32 Stellplätzen bei der Stadtverwaltung eingegangen, berichtete Bauamtsleiter Armin Angeringer. Die Verwaltung habe die Vorhaben sowie die dafür erforderliche Aufstellung eines Bebauungsplans (B-Plan) samt Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) ) seinerzeit jeweils grundsätzlich befürwortet. „Aus irgendwelchen Gründen wurde das aber von den Antragstellern nie weiter verfolgt.“

Laut der nun vorliegenden formlosen Bauvoranfrage soll der Wohnmobilpark einige Meter nördlich des städtischen Parkplatzes Achmühle entstehen, teilte Angeringer mit. Auf einer u-förmigen Fläche sollen demnach 46 Stellplätze für Wohnmobile gebaut werden. Außerdem geplant sind die nötige Infrastruktur für die Wasser- und Abwasserversorgung, die Abfallentsorgung, Sanitäranlagen mit Duschen und WCs sowie Ladestationen für E-Bikes. Im Norden des Areals soll ein Sichtschutzwall aufgeschüttet werden.

„Ein gewisser Qualitätsanspruch ist vorhanden“, so Angeringer. Gespräche mit Füssen Tourismus und Marketing (FTM) ergaben laut dem Amtsleiter ferner, dass der Park durchaus mit dem neuen Beherbergungskonzept der Kommune (der Kreisbote berichtete mehrfach) vereinbar ist. Geklärt werden müsse allerdings, ob das Landratsamt noch wie vor einigen Jahren dem Bau im Landschaftsschutzgebiet zustimmt und ob der Bauwerber ausreichend Ausgleichsflächen nachweisen kann.

Autos statt Wiese

Für Dr. Martin Metzger (BfF) kommt eine solche Anlage dort jedoch nicht infrage: „Wenn wir zustimmen, setzen wir ein völlig falsches Signal!“, warnte er in der anschließenden Diskussion und verwies auf die erforderliche Flächenversiegelung. „Wir machen eine Wiese zu und dann stehen dort Autos.“ Außerdem sei zu befürchten, dass die Nutzer des Platzes wegen dessen Abgeschiedenheit mit dem Fahrzeug in die Stadt fahren werden. Die beiden anderen Wohnmobilparkplätze seien dagegen fußläufig erreichbar. „Wir holen uns nur mehr Verkehr in die Stadt!“

Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU) verwies in diesem Zusammenhang auf den geplanten Shuttle-Bus von der Achmühle in die Stadt. Einen Test dieses Angebots habe Corona bisher aber verhindert. Gleichwohl gab er zu, dass die Abwägung des Vorhabens nicht einfach gewesen sei. „Es ist grenzwertig“, sagte er, „aber nach allem Für und Wider machbar“. Zudem seien ähnliche Pläne bereits in der Vergangenheit befürwortet worden. Dazu komme: „Wir haben großen Bedarf und diskutieren darüber, ob wir die Wohnmobile auf wertvolle Gewerbeflächen stellen“, sagte er.
Dass man ähnliche Pläne vor Jahren befürwortet habe, wollte Metzger indes nicht gelten lassen und verwies auf den Klimawandel.

Sorge um Landschaft

Gegen die Bauvoranfrage sprach sich auch SPD-Stadtrat Erich Nieberle aus. „Wir haben zwei große Plätze und holen uns nur noch mehr Verkehr rein“, sagte er. Jürgen Doser von den Freien Wählern (FW) sprach hingegen den städtischen Parkplatz Achmühle an. „Der Parkplatz macht extreme Defizite.“ Warum also nebenan einen neuen Parkplatz bauen? Ähnlich argumentierte auch Dr. Christoph Böhm (CSU). „Wir machen uns ja selbst Konkurrenz“, kritisierte er.

Um das Landschaftsbild sorgte sich UBL-Rat Magnus Peresson. Immerhin gehe es hier um eine Einfahrt in die Stadt. „Mir geht es um die Ästhetik. Wollen wir uns die versauen?“, fragte er. Bedenken wegen der Zufahrt auf die B16 äußerten zudem Jürgen Doser und Thomas Meiler (CSU). „Die Ausfahrt ist gefährlich!“, betonte Ersterer, während Meiler von einem Unding sprach.

Trotz des Widerstands aus den Fraktionen warb Eichstetter dafür, mit dem Bauwerber zunächst offene Fragen zu klären und das Vorhaben jetzt noch nicht ad acta zu legen. Dem widersprach jedoch erneut Dr. Metzger: „Wenn wir das nicht wollen, sollten wir dem Bauwerber nicht noch mehr Kosten aufdrücken“, sprach er sich für eine Ablehnung der Bauvoranfrage aus. Einstimmig folgte das Gremium seinem Vorschlag.

Bericht & Foto: Matthias Matz, Kreisbote Füssen

Wir danken dem Kreisbote Füssen für die freundliche Überlassung des Beitrages.