Den für den weiteren Betrieb der Pony- und Pferderanch in Weißensee erforderlichen Bebauungsplan will der Füssener Stadtrat vorantreiben. Allerdings sollen dort künftig deutlich weniger Tiere gehalten werden, wünscht sich eine Mehrheit der Kommunalpolitiker.

Der Bebauungsplan soll den Betrieb in reduzierter Form für die Zukunft sichern. Doch damit versetzt man der Ranch vielmehr den „Todesstoß“, befürchten die Freien Wähler Füssen.

Die an überraschenden Wendungen ohnehin reiche Geschichte der Pony- und Pferderanch in Weißensee ist um ein Kapitel erweitert worden: Der Füssener Stadtrat hat sich am Dienstagabend für den für einen weiteren Betrieb erforderlichen Bebauungsplan Brand-Mühlbach ausgesprochen – allerdings soll dieser Betrieb ein paar Nummern kleiner ausfallen als bislang. Maximal neun Tiere soll es auf der Ponyranch geben, zuletzt waren es nach Verwaltungsangaben 18 Pferde und Ponys. Darüber entbrannte im Kommunalparlament eine kurze aber intensive Debatte, doch mit 15: 6 Stimmen sprach sich das Gremium schließlich mit recht deutlicher Mehrheit für einen derart reduzierten Betrieb aus.

Rückblick: Bewilligt war früher auf dem Gelände die Haltung von zwei Pferden, der Bau eines Stallgebäudes für die Tiere wurde genehmigt. Nachdem die jetzige Betreiberin das Areal erworben hatte, entstanden ab 2015 mehrere Schwarzbauten wie ein Reitplatz, ein Pferdezelt oder eine Futterstelle. Zudem werden mittlerweile 18 Pferde und Ponys dort gehalten. Im November 2019 beschloss der damalige Stadtrat einstimmig, diesen Wildwuchs im Außenbereich durch einen Bebauungsplan zu regulieren – um den Erhalt des Betriebs zu sichern. Wird er doch als „eine wichtige Ergänzung des Freizeitangebotes der Stadt Füssen sowohl für die Bewohner als auch für touristische Gäste“ gesehen, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt. Allerdings wäre dieses Verfahren beinahe gestoppt worden: Da die Eigentümerin weiterhin Schwarzbauten errichtete, kippte die Stimmung im Kommunalparlament. Im Oktober vergangenen Jahres beschloss der Stadtrat mit 14: 9 Stimmen dennoch, den Bebauungsplan fortzusetzen.

Den Entwurf dafür präsentierte nun Bürgermeister Maximilian Eichstetter (CSU). Für den westlichen Reitplatz und Futterstellen wolle man erreichen, dass das Landratsamt einen Rückbau anordnet. Andere Anlagen und Gebäude würden durch die Planung gesichert, auch würde der Bau eines Stalls ermöglicht. Eine Änderung hatte sich aber bei den Großvieheinheiten (GV) ergeben, die im städtebaulichen Vertrag fixiert werden sollen und festlegen, wie viele Tiere auf der Ranch gehalten werden dürfen: Im Vorfeld der Sitzung war von acht Ponys und drei Pferden die Rede gewesen. Doch nach Rückmeldungen aus den Reihen der Kommunalpolitiker ging es in der Sitzung nur noch um maximal neun Tiere.

Von der Ablehnung des zweiten Reitplatzes und der Verringerung des Tierbestandes fühlten sich insbesondere die Vertreter der Freien Wähler vor den Kopf gestoßen. Man könne doch nicht zwei genehmigte Pferde als Ausgangsbasis nehmen, sagte Christine Fröhlich: Im November 2019, als der Bebauungsplan gestartet wurde, habe es bereits 18 Pferde und Ponys gegeben. Diese Zahl halbieren zu wollen, gefährde das Ziel, die Ranch zu sichern. „Dann haben wir dem Betrieb den Todesstoß versetzt“, sagte Dr. Anni Derday zur Planung. Thomas Scheibel wollte wissen, ob die Stadt Gefahr laufe, Schadenersatz zahlen zu müssen – zumal frühere Plan-Entwürfe der Ranch mehr Entwicklungsmöglichkeiten eingeräumt hätten. Dazu meinte Bürgermeister Eichstetter: Ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht könnte auch so ausgehen, dass der Bebauungsplan einkassiert werde – dies würde dann das Aus für die Ranch bedeuten.

Niko Schulte (Füssen Land) verwies darauf, dass man nun einen Kompromiss erarbeitet habe. Simon Hartung (CSU) sah den weiteren Betrieb gesichert und damit auch das therapeutische Reitangebot, das seiner Fraktion wichtig sei. Niemand habe das Recht auf einen Bebauungsplan, sagte Dr. Christoph Böhm (CSU): Doch versuche die Stadt, der Eigentümerin zu helfen – und die vorliegende Planung sei ein akzeptabler Kompromiss.

Am Ende stimmten lediglich die drei anwesenden Fraktionsmitglieder der Freien Wähler sowie Nicole Eikmeier (CSU), Ilona Deckwerth und Erich Nieberle (beide SPD) gegen die Planung. Die SPD-Vertreter deshalb, weil sie die Ponyranch an dieser Örtlichkeit für fehlplatziert halten.

Bericht: Heinz Sturm, AZ Füssen
Foto: Benedikt Siegert, AZ Füssen